6736238-1966_21_15.jpg
Digital In Arbeit

Aufs and im ßurg hea er

Werbung
Werbung
Werbung

Im Mai 1951 ha e der Direk or des Burg hea ers in einem Vor rag erklär , er werde Brech ers dann spielen, wenn einmal vom „Poli iker“ Ber Brech nich mehr die Rede und dami die Gewähr gegeben is , daß Brech nur seines dich erischen Gehal es wegen ohne poli ischen Applaus gespiel werden kann. Bis Mai 1966 schien diese Gewähr nich gegeben, denn das Burg hea er führ nunmehr „Die Plebejer proben den Aufs and" von Gün her Grass auf. Dieses „deu sche rauerspiel“, wie es im Un er i el heiß , is das Drama des „Dich ers und In ellek uellen, der die poli ische Wirklichkei , die er so of angerufen ha , nich erfaß “. Dieser Vorwurf gegen Brech höhn e noch ungebrochen und empör in Grassens Shakespeare- Rede: „Was immer passier , alles wird ihm zur Szene; Parolen, Sprechchöre, ob in Zehner- oder Zwölferkolonnen marschier wird, alles wird ihm zur äs he ischen Frage: eine unge rüb e hea erna ur“. Neben der Demon age der Brech - Legende, des hea erbesessenen, der eine bessere Wel hin erlassen will und s a dessen die Schauspielerei verbesser , geh es Grass um die En my hisienung des spon anen Aufs andes der Arbei er vom 17. Juni 1953 in Os -Berlin, deren Pro es e gegen die drückenden Normen und „für die Sorge um den Menschen“ von den Mach habern mi Un ers ü zung sowje ischer Panzer un erdrück wurden. Ein grandioses hema, wie da eine „ hea erna ur“ aus äs he ischem und küns lerischem Egoismus die Reali ä mißbrauch , wie sie die Prole arier aus Os - Berlin für die Probearbei en des römischen Plebejeraufs andes gegen Coriolan einse z . Aber dieser Vorwurf bleib s a isch, en wickel keine Drama ik, läß im wei eren Verlauf immer nur noch szenische Wiederholungen zu, leb fas ausschließlich von der scharfsinnigen und wi zigen Dialek ik seiner Haup figur, des „Chefs“, ohne Gegenspieler. Denn was um ihn is , sind nich Viel mehr als S ichwor bringer. Poli ische In elligenz und hea er emperamen des Au ors gehen nur sel en zusammen. Vieles, fas alles häng von der szenischen Realisierung ab. (Über das S ück selbs haben wir ausführlich anläßlich der Wes -Berliner Premiere in der ..Furche“ Nr. 13, vom 26. März, berich e .)

Im Burg hea er ha die Regie von Kur Meisel viele Schwierigkei en, durchaus nich alle, überwinden können. Auch hier müssen vor gesunder Reali ä s ro zende Arbei er sich und den Zuschauern immer wieder plausibel machen, warum sie s undenlang im hea er war en, während draußen Revolu ion is . Und daß die erbos en oder aufgepu sch en Revoluzzer darauf verzich en, den „Chef“ und seinen Drama urgen zu hängen, nur weil sie die berühm e Bauch- Parabel aus Shakespeares „Corio- Ian“ gehör haben, wird durch nich s glaubhaf er. Aber es gib viel Wirksames, Ergreifendes: die kraf vollen Parodien auf den Brech -Vers, die Schilderungen der Arbei er aus ihrem Leben, die Erinnerungen des „Ohefs“ an seine anarchis ische Jugend bis zum Schlußmonolog hin: „For an dahinleben mi S immen im Ohr: Du. Du Unwissender. Ihr Unwissenden! Schuldbewuß klag ich euch an.“ Richard Münch mach den „Chef“, die Besessenhei , den geis igen Hochmu überzeugend; e was von der eigen lichen Brech -Problema ik lag in dieser bravourösen schauspielerischen Leis ung. Aus dem großen Kreis der Dars eller seien nur Achim Benning als Erwin sowie Pe er S riebeck und Michael Janisch un er den durchwegs scharf kon urier en Arbei er ypen genann . Eva Zilcher blieb als „verläßliche Freundin“ Volumnia, in ellek uell kühl, Mar ha Wallner verausgab e sich in der kurzen Szene als fana isch engagier e Friseuse. Heinz Moog als Ulbrich -Barde Konsanke mied nach Möglichkei die Karika ur, zu der diese Rolle verlei e . Das Bühnenbild s amm von Lois Egg. Nach einem sehr zögernden Beginn fand der Abend die volle An eilnahme des Publikums.

Das Gas spiel des Pariser héâ re du Vieux Colombier auf den beiden Bühnen des Burg hea ers brach e nich s Außergewöhnliches. Das hea er Vic or Hugos gil heu e, im Gegensa z zu seinen großen Romanen, als Inbegriff einer veräußerlich en und überleb en Roman ik. Aber in Paris, auf den Bühnen Frankreichs leb auch sein drama isches Werk for . Goe hes Ur eil über Hugos Roman, das in gleicher Weise von dessen ragödie gil , daß nämlich die handelnden Personen keine Spur von Na urlebendigkei hä en, sondern lediglich „nach ganz geschick en Propor ionen aufgebau e lebensun eilhaf ige Gliedermänner und -weiber“, also .¿durchaus ausges opf e Puppen“ seien, besag hier wenig. Das französische Publikum schä z bei Hugo die Bühnenwirkung des Sprachlichen,, das Hinüberglei en der Drama ik aus dem Geschehen in die Wel der Wor e. Auch in dem Drama „Lucrèce Borgia" schreib Hugo das Wor „passion“ in monumen alen Le ern, mag hier auch, wie so of , die Überspannung der Gegensä zlichkei en — die blu befleck e Mör-

derin offenbar ihrem Sohn Gennaro gegenüber zugleich reins e Mu erliebe — aus dem Leben heraus und somi von der Bühne for führen.

In der Inszenierung von Bernard Jenny und in Leonor Finis Auss a ung durf en sich zwar die Schauspieler auf der Bühne des Burg hea ers in Leidenschaf en aus oben, aber Hugo, dessen Vorra an Me aphern, iraden und Gängen unerschöpflich schein , massier alles zu Bergen, Gebirgen, vor denen der Regisseur schließlich zurückschreck e. So wurde das wüs e S ück um einen Groß eil seiner Wirkung gebrach . Aus dem Ensemble rag e Jacqueline Danno als Lucrezia hervor.

Besser gelang die Aufführung von Paul Claudels „L’o age“ („Der Bürge“) un er demselben Regisseur. Das S ück is der ers e eil einer rilogie, in der Claudel den Abfall der Menschen von Go im 19. Jahrhunder demons rieren woll e. Um Paps Pius VII. und ihren eigenen gelieb en Ve er zu re en, heira e Synge de Coufon aine den ungelieb en Präfek en urelure, eine Ges al des dämonischen Un ergrundes, die durch die große Revolu ion und das Empire aufges iegen, sich in den äl es en Adel eingeschlidhen ha . Den Ges al en einen Anhauch von Menschlichkei zu geben und gleichzei ig das Mys ische der Handlung durchscheinen zu lassen, s ell e Regie und Dars eller vor schwere Aufgaben. Äußers eindrucksvoll Helene Sau- vaneix als Synge und Paul Ecoffard als urelure. Die Gäs e ern e en verdien lebhaf en Beifall.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung