Supermarkt - © Foto: Pixabay

Lebensmittelkonzerne als Bösewichte?

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Die hiesige Nahrungsmittelindustrie ist das Paradebeispiel einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung, in der zu 100 Prozent auf Gewinnmaximierung gesetzt wird.

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Die hiesige Nahrungsmittelindustrie ist das Paradebeispiel einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung, in der zu 100 Prozent auf Gewinnmaximierung gesetzt wird.

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Ja! Sie erscheinen einem zunehmend skrupellos. Und zwar nicht erst, seit die Inflation in schwindelerregende Höhe gestiegen ist. Man erinnere sich an die Lockdowns innerhalb der Corona-Pandemie: Während Floristen, Spielzeuggeschäfte und Buchhändler schließen mussten, boten die Supermarktketten in großem Stil Blumensträuße, Plüschtiere, Puzzles und Romane feil. Nicht genug. Sie warben mit Rabattaktionen, um die Menschen zuhauf in die einzig offenen Geschäfte zu locken – was die Idee des Lockdowns unweigerlich konterkarierte. Gestoppt wurden sie dabei nicht. Einige Politiker äußerten sich damals halbherzig und „empfahlen“ den Konzernen, die Regale mit Nicht-Lebensmitteln abzusperren. Was diese natürlich nicht befolgten und weiter in gewohnter Manier Geschäfte machten.

Die aktuelle Diskussion um die Lebensmittelpreise fühlt sich daher in meinen Augen wie ein Déjà vu an. Die hiesige Nahrungsmittelindustrie ist das Paradebeispiel einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung, in der zu 100 Prozent auf Gewinnmaximierung gesetzt wird – sie versucht also die Differenz zwischen den Erlösen aus dem Verkauf und den Kosten für deren Bereitstellung so groß wie möglich zu halten. Oder anders formuliert: Die jeweiligen Entscheidungsträger haben natürlich ein Interesse daran, dass die Preise für ihre Produkte immer weiter steigen. Stichwort Profit(gier). Ob sich Mindestpensionisten, Arbeitssuchende, kinderreiche Familien, Alleinerzieherinnen diese noch leisten können, ist ihnen einerlei.

Unethisch ist das deshalb, weil es sich bei den Gütern nicht um Gucci-Uhren handelt, die sich jemand mit geringerem Einkommen schlicht verkneifen können muss, sondern um Grundnahrungsmittel. Milch, Butter, Mehl, Eier – all das sind Produkte, die der Mensch zum Leben braucht und die man kaufen muss, um gesund zu bleiben. Die Maxime der Gewinnmaximierung mutet in diesem Fall perfide an. Die alte Frage nach der moralischen Verantwortung von Unternehmen bekommt also angesichts der Teuerung ein neues Momentum. Bleibt zu hoffen, dass sich einige der Bösewichte besinnen und das von den Kundinnen und Kunden langfristig goutiert wird.

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