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Die Friedensarbeit der Kirchen im DDR-Staat

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Die Friedensinitiativen der Evangelischen Kirchen in der DDR gehen weiter (siehe auch FURCHE 30/82). Unter dem Motto „Angst — Vertrauen — Frieden" wurde in allen Teilen der DDR eine Friedensdekade abgehalten, die vom 7. bis zum 17. November, dem evangelischen Büß- und Bettag, stattfand.

Messen, Meditation, Lesungen und vor allem das Gespräch - all das sollte dazu dienen, sich der Friedensveranwortung der Christen bewußt zu werden und Konsequenzen für das alltägliche Handeln zu überlegen.

Was auffiel: Die Aktivitäten hatten einen bewußt undemonstrativen Charakter, Zwischenfälle wurden nicht bekannt. Sowohl Kirche als auch Staat hatten bewußt auf Provokationen ver ziehtet, das Gerangel um die Auf näher „Schwerter zu Pflugscha ren" scheint im großen und gan zen beendet zu sein.

Christen, die diesen Aufnähet mit dem alttestamentarischen Spruch des Propheten Micha und der Abbildung des sowjetischen Mahnmals vor dem UNO-Gebäu de in New York (ein Mann, de' sein Schwert zu einem Pflug um schmiedet) trugen, wurden von Volkspolizisten auf das Revier gebeten, wo er ihnen mit der Schere entfernt wurde.

Diese Auf näher werden von den Kirchengemeinden nun nicht mehr hergestellt, dafür durften mit amtlicher Billigung Plakate mit dem Micha-Spruch gedruckt werden.

Ein belangloses Ereignis, könnte man meinen. Doch an derartigen Nuancen der DDR-Behörden läßt sich eine Umorientierung der Haltung gegenüber den kirchlichen Friedensinitiativen ablesen: „Schwerter zu Pflugscharen" gilt nicht mehr — wie noch im Sommer — als Erkennungsmerkmal einer illegalen Organisation, die die Wehrbereitschaft der DDR zersetzen will, sondern spricht nun — auch in den Augen der DDR-Behörden - für die Zielsetzung kirchlicher Friedensverantwortung. Oder wie es ein Dekadenbesucher ausdrückte: „Das beiderseitige Hochrüsten darf den christlichen Glauben nicht unberührt lassen."

Und auch die Synode des Kirchenbundes der DDR stößt wohl in diese Richtung, wenn sie sagt: „Es geht heute um des Friedens willen um eine Absage an Geist und Logik des Systems der Abschreckung".

Die evangelischen Friedensinitiativen werden weiterhin vor allem von der Jugend getragen, die aber ihrerseits an einer Öffnung hin zu allen Mitgliedern der Kirchengemeinden interessiert ist. Die Veranstalter der Dekade traten nicht mit einer zentralen Friedensdemonstration an die Öffentlichkeit, vielmehr wurden Gespräche vor Ort an der Basis geführt.

Den Auftakt bildete eine „Friedenswerkstatt" in Potsdam, zu der auch das Ex-SPD-Präsidi-umsmitglied Erhard Eppler eingeladen war. Eppler sprach von der wachsenden Sorge, daß im Falle der Stationierung der NA-TO-Raketen in der BRD im nächsten Jahr sich das innerdeutsche Klima verschlechtern, der Handlungspielraum der DDR-Kirchen kleiner werden und die Militarisierung der DDR-Gesellschaft durch die Verwirklichung des NATO-Nachrüstungsbeschlußes stärker werden könnte.

Ein Argument, das auch bei einer Diskussionsveranstaltung in der Ost-Berliner-Auferstehungs-Kirchengemeinde oft zu hören war. Das brisante Thema der Veranstaltung: „Meinungen und Positionen zur Friedensarbeit der Kirche und zur Friedenspolitik der DDR".

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