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Ein fVahlsonntag anderer Art
Das Grau über unseren Städten wird schnell kommen. Über Nacht. Noch flammen die letzten Farbbrände des Jahres auf, das unglaubliche Blau des Himmels, blauer als jemals im Hochsommer, die Goldtaler der Birkenblätter, verschwenderisch raschelnd unter der schon etwas zu dünn gewählten Schuhsohle, noch keine Winterstiefel, bitte.
„Mensch, wenn Sie nich einjestiegen wären, hätt ich mir doch glatt nen Sonnenbrand am linken Ohr jeholt … “ Der Berliner Taxichauffeur wird fast poetisch.
Das Licht liegt tief über dem Neuruppiner See, beißt in den Augen, verglitzert das Wasser. Der Dampfer „Theodor Fontane“ liegt fast regungslos am w inzigen Pier, kein Glucksen um seinen Bug. Abfahrt 13 Uhr 15, eineinhalb Stunden Seerundfahrt über Altruppin - lieber nicht, es könnte empfindlich kühl werden. Die Uferkneipe ist geschlossen, kein „Preußen Bier“ also zum Aufwärmen, gut, daß der Wollschal aus Wien mitkam, in ein paar Tagen ist Premiere.
Wie lange bleiben die schwarzweiß gefleckten Kühe noch im Freien? Brettereben ist das I>and, stieg da nicht das Denkmal der Schlacht bei Fehrbellin auf, zur linken Hand der Deutschen Alleestraße? Welch ein Schlachtengelände und nirgends ein Feldherrn hügel in Sicht. In Staub mit allen Feinden Brandenburgs. Ach ja.
Da läßt doch einer einen Drachen steigen, zu wenig Wind, aber den Erpeln im Teich um Rheinsberg, dem Wasserschloß Tucholskys, stellt es doch den schillern den Kragen auf. Wo überwintern die? Und ihre vor nehmen entfernten Verwandten, die zur Zeit nicht mehr ganz so stolzen Schwäne, stellen sich bereits ganz unelitär ums Futter aus den Händen der Schloßparkbe Sucher an.
Zaghaft aber doch gibt’s trotz Oktobersonntags Schläfrigkeit vor dem Schloß zwei Würstchenbuden und einen Ansichtskartenstand. Auf wackeligem Gartenstuhl gibt’s herrliche Äpfel im Pappkarton für fast kein Geld.
Martkwirtschaft im „Ossiland“. Trabis und BICT aus der Dose. Ein früher Mond über dem See.
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