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Gewalt

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Ein brennendes Problem der Befreiungstheologie ist die Frage der Anwendung von Gewalt. Ist sie ein legitimes Mittel zur Befreiung?

Das Schreiben der Glaubenskongregation wendet sich entschieden gegen Gewalt: „Es gibt keine echte Befreiung, wenn nicht von Anfang an die Freiheitsrechte respektiert werden. Der systematische Rückgriff auf Gewalt, der als angeblich notwendiger Weg zur Befreiung hingestellt wird, muß als eine zerstörerische Illusion angeprangert werden, die den Weg zu neuer Knechtschaft eröffnet. Mit gleichem Nachdruck wird man die von den Besitzenden gegenüber den Armen ausgeübte Gewalt, die Willkür der Polizei sowie jegliche Form von Gewalt, die in einem Regierungssystem selbst liegt, verurteilen“ (Nr. 76).

Nicht nur die Ziele, auch die Mittel der Befreiung sind nicht wertfrei und müssen der Menschenwürde entsprechen. Niemals kann man es billigen, weder von Seiten der tatsächlichen Machthaber noch von Seiten aufrühren-• scher Gruppen, wenn zu verbrecherischen Mitteln Zuflucht genommen wird, wie zu Repressalien gegen die Bevölkerung, zu Tortur, zu terroristischen Methoden...“ (Nr. 79).

Das Dokument fordert den gewaltlosen Weg tiefgreifender Reformen, wobei die Bildung von Vereinigungen, wie Gewerkschaften, für die Verteidigung der Rechte und Interessen der Benachteiligten eine wichtige Rolle spielen kann.

Abgelehnt wird der Klassenkampf, durch den der Gegner total ausgeschaltet werden soll. Gefordert ist vielmehr ein „ehrliches und überlegtes Ringen um soziale Gerechtigkeit und Solidarität“ (Nr. 77).

Das Schreiben der Glaubenskongregation nimmt auch Bezug auf die Enzyklika ,J?opulorum progressio“ von Papst Paul VI., in der Gewaltanwendung als letzter Ausweg gerechtfertigt wird, um „einer eindeutigen und lange dauernden Gewaltherrschaft, die die Grundrechte der Person schwer verletzt und dem Gemeinwohl des Landes ernsten Schaden zufügt“, ein Ende zu setzen.

Diese Aussage wird mit großer Zurückhaltung dargelegt. Es wird der Methode des „passiven Widerstandes“ der Vorzug gegeben. „nfolge der beständigen Entwicklung der verwendeten Techniken und der zunehmenden Schwere der durch die Anwendung von Gewalt gegebenen Gefahren öffnet nämlich das, was man heute den .passiven Widerstand' nennt, einen Weg, der mit den Moralprinzipien mehr konform geht und nicht weniger erfolgversprechend ist“ (Nr. 79).

15. Teil einer Serie zur „Instruktion über die christliche Freiheit und Befreiung“ der römischen Glaubenskongregation.

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