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Kein Kniefall
Die Millionen Italiener, die am 20. Juni aus Angst vor einer kommunistischen Machtergreifung der Demo-crazia Cristiana ihre Stimme anvertraut haben, können einstweilen beruhigt sein. Allen Schwierigkeiten der Regierungsbildung zum Trotz sinken die Christdemokraten vor der KPI nicht in die Knie. Hatten Ber-linguer und seine Anhänger gehofft, die DC-Leitung werde sie bitten, bei der Vertrauensabstimmung wohlwollende Stimmenthaltung zu üben, damit das dritte Kabinett Andreotti das Licht der Welt erblicken könne, so sehen sie Sich jetzt, vorläufig noch, enttäuscht. Einmal mehr ist es den Christlichdemokraten gelungen, den Schwarzen Peter der Gegenseite zuzuspielen.
Jeder entscheidet für sich, heißt die Losung der italienischen Christdemokraten. Sie richteten keinen Appell an die anderen Parteien, das Kabinett Andreotti in der Vertrauensabstimmung zu unterstützen oder auch nur durch Stimmenthaltung ge-
wissermaßen indirekt über Wasser zu halten. „Die anderen Parteien sind so erwachsen wie wir, sie wissen selber, was sie tun müssen“, meinte Zaccagnini im jüngsten Radiointerview. Der DC-Chef möchte nicht um jeden Preis Andreottis christlich-demokratisches Minderheitskabinett aus der Taufe heben. Werden bei der Abstimmung im Parlament die Ja-Stimmen von den Nein-Stimmen überwogen, so dürfte ein anderer Politiker mit der Regierungsbildung beauftragt werden.
Man weiß: Neuwahlen sind ein Schreckgespenst für Italiens Kommunisten. Kann die DC nicht ohne die KPI regieren, so kann es die KPI ohne die DC noch viel weniger. Wenn alle Stricke reißen, lassen sich die beiden Häuser des Parlaments abermals auflösen und Neuwahlen ansetzen. Dann könnten vielleicht noch mehr Wähler vor der KPI-Machtergreifung Angst bekommen und die KPI vielleicht auf diesem Wege entmachten.
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