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KPI-Marsch durch die Institutionen erfolgreich?
Der 4. März 1978 dürfte als historischer Tag in die Geschichte des italienischen Staates eingehen. Denn an diesem denkwürdigen Tag ist die Kommunistische Partei Italiens nach neunundzwanzigjähriger Opposition und zweijähriger Stimmenthaltung gegenüber 33 von Christdemokraten geführten Regierungen wiederum Koalitionspartei geworden. Die KPI wird also das vierte Kabinett Andreotti neben Sozialisten, Sozialdemokraten, Republikanern und Christdemokraten im Parlament unterstützen, vorderhand aber noch keine Minister stellen.
Millionen Menschen in Ost und West haben jetzt allen Grund, sich zu fragen, ob der im Mai 1947 von DC-Chef de Ga-speri jäh unterbrochene Dialog zwischen Christdemokraten und Kommunisten für Italien und die sogenannte freie Welt eine bessere oder schlechtere Zukunft einleiten werde. Anders formuliert: Läuft der sich jetzt in vierten Kabinett Andreottis abzeichnende Schulterschluß zwischen den zwei großen italienischen Parteien für die Democrazia Cristiana letztlich auf eine tödliche Umarmung hinaus, oder ist es lediglich ein Waffenstillstand auf Abruf mit dem präzisen Ziel einer Überwindung der argen wirtschaftlichen , sozialen, institutionellen und moralischen Krise des Landes? So daß mit kommenden Parlamentswahlen der Prozeß der KPI-Machtbeteili-gung wiederum rückläufig gemacht werden kann und das italienische Modell eines kommunistischen „Marsches durch die demokratischen Institutionen“ im Zeichen des Eurokom-
munismus keineswegs in anderen Ländern kopiert werden kann?
Eines ist klar: Am 4. März 1978 hat die KPI einen weiteren Schritt in Richtung KPI-Machtbeteiligung vollzogen. Die Kommunisten sind jetzt auch im Zentralstaat, nicht nur in ungezählten Gemeinde- und sehr vielen Provinz-und Regionalverwaltungen, in Banken und Massenmedien, in Schulen und Universitäten - und wo nicht? - bestimmend geworden.
Für die Wirtschaft mag das Zustandekommen einer großen parlamentarischen Mehrheit, der größten seit 1947, eine gute Voraussetzung ihrer Entwicklung abgeben, weil die jetzt mit der KPI systemintegrierten Linksgewerkschaften eher von Streiks absehen und die Arbeitnehmer zur Arbeit anhalten. So mag auch ein Teil der 30.000 Milliarden Lire, die seit 1969 ins Ausland verschoben wurden, wiederum nach Italien zurückfließen und im Verein mit ausländischen Geldern die Investitionskrise überwinden helfen.
Für Freiheit und Demokratie kann das praktische Verschwinden einer regelrechten Opposition allerdings eine große Belastung darstellen. Democrazia Cristiana und KPI haben fast 75 Prozent der Stimmen hinter sich und können gegen den Willen der kleinen Parteien - Liberale, Sozialdemokraten, Republikaner und Sozialisten -das gute und schlechte Wetter im Stiefelland machen.
Am Vorabend des 25. Todestages Stalins wurde in Italien die dreißigjährige christdemokratische Hegemonie endgültig begraben und ein neues Regime - die „Democrazia Cristiana -KPI-Vorherrschaft“ - errichtet. Ob es lediglich provisorischen Charakter haben oder - wie in der Tschechoslowakei vor 30 Jahren - eine kommunistische Alleinherrschaft einleiten wird, kann jetzt noch nicht mit Sicherheit abgesehen werden.
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