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Weihnachtspräsident
Der auf den 9. Dezember festgesetzte Beginn der Präsidentschaftwahlen im Montecitorio-Parlaments- gebäude hat nicht die einhellige Zustimmung der Politiker gefunden. Viele hätten einen früheren Zeitpunkt gewünscht, um die Wahl des sechsten Präsidenten der italienischen Republik noch vor den Weihnachtsferien sicherzustellen. Das scheidende Staatsoberhaupt Giuseppe Sarragat ist bekanntlich erst am 28. Dezember 1964, nach 22 vergeblichen Wahlgängen (auch jenem am Heiligen Abend), zum Zuge gekommen. Der Montecitorio- Palast bot damals oft das Schauspiel eines Jahrmarktes. Neben den Namen Fanfani, Nenni, Leone, fand sich auf den Wahlzetteln der geheimen Abstimmung zum Jux auch die Kandidatur Sofia Lorens.
Nach Ansicht der meisten politischen Beobachter dürften die ersten Präsidentschaftswahlen seit 1964 allerdings nur von kurzer Dauer sein. Indem Forlani mit seiner Quorumspolitik die Anzahl der entscheidenden Parteiströmungen innerhalb der Democrazia Cristiana erheblich beschränkte, dürfte die italienische Mehrheitspartei, wenigstens in den ersten Tagen, mit einem einzigen Kandidaten, voraussichtlich Fanfani, ins große Rennen um den Sitz im Quirinal einsteigen. Wahrscheinlich ist der im christlichdemokratische Landtag Ende September zu kurz gekommene Moro für die sechse Legislatur mit einem andern guten Posten — Generalsekretariat der Democrazia Cristiana — oder Ministerpräsidentschaft — abgefunden worden. Dringt Fanfani auch beim vierten Wahlgang, nachdem zur Wahl nur noch die einfache Mehrheit erforderlich ist, nicht durch, so begeben sich die 1010 sogenannten Großwähler ins „Niemandsland“, wo alles möglich wird.
Daß diesmal wieder die KPI den Ausschlag geben wird, gilt weit- herum als ausgemachte Sache, mit der man sich angesichts der Mei- nungsverscheidenheiten unter den Koalitionsvertretern und des manchmal unchristlichen Gebahrens der Christlich-Demkoraten, die einander nicht einmal mehr grüßen, abfinden muß. Vorgestern ließ der kommunistische Abgeordnete Pajetta die
Öffentlichkeit wissen, daß die KPI aus der Person des Präsidenten kein Wesens mache und lediglich an der Politik des Gewählten beziehungsweise seiner Wähler interessiert sei. Nach Ansicht der Sachverständigen bedeutet dies — in weniger verschlüsselter Sprache —, daß auch die Kommunisten ihren Lieblingskandidaten Moro fallengelassen haben und Fanfani wenigstens in den ersten Wahlgängen keine Steine in den Weg legen. Vorausgesetzt, daß sich der ehemalige Ministerpräsident und jetzige Senatspräsident hinter den Kulissen bereiterklärt, als Statthalter im Quirinal eine den Kommunisten genehme oder nicht allzu unangenehme Politik zu verfolgen.
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