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Kampf um den Quirinal
In zehn Monaten w’ird Saragats Naehfodger gewählt, doch machen sich Fanfani und Moro schon jetzt die Kandidatur streitig. Erst Anfarag Dezember 1971 erlisdit’das ::siiebe»-jährige Mandat des Staatspräsdden-teh, das Giuseppe Sä>rä>geK niSch 18 vergeblichen Anläufen 1964 er-
rungen hat, aber seit einiger Zeit findet hinter deh Kulissen ein zähes Ringen um das höchste Amt der italienischen Republik statt. Drei Kandidaten — Fanfani, Moro und de Martino — bewerben sich mehr oder wendiger offen darum und versuchen sich seit Monaten eine günstige Auagangspositicm für den Einstieg in den Wahlkiampf zu sdchem. Bestimmend ist dat>ed, daß die kommunistischen Stimmen für die vorgeschriebene Mehrheit vorauissdcht-lich entscheidend sein werden. Das Senatspräsiddum gilt als gute Vorstufe. Als Merzagora vor drei Jahröi den Senatsvorsditz aufgab, bewarb sich der langjährige Mmd-sterpräsiident Fanfand um diese zweitliöchste Steilunig im Staat. Unter Aldo Moro befand sach Fanfand zwischen 1965 und 1968 auf dem Nebengleis des Außenministe-riimis, wo er sich, zum Entsetzen der übrigen KabinettsmitgMeder, sehr eigenmächtig verhielt. Seine Friedenspolitik in Vietnam, üt>er La Piras Besuch bei Ho Chi Minh, stieß die amerikanischen Bündnispartner vor den Kopf. Im Palazzo Chiigd atmete man auf, als sich Fanfani zum Senatspräsidenten wählen ließ. Diese Position gesitattete dem Enfant terrible der italienischen Politik, jenseits der Parteien Haß und Gunst, doch in enger, geheimer Tuchfühlung mit der Opposition, seine Chancen für die Wahl zum Staatspräsidenten zu verbessern. Der von Rumor entthronte AMo Moro wählte einen anderen Weg, um in den ^lü*naJ «a > gelangen. Sprach er sich 1967 als Regierungs Chef noch entschieden gegen die unbeschränkte Linksöflnung aus, so vollzog er ein Jahr später, nach dem KPI-Erfolg in den Pariaments-wahlen, eine vielbeachtete Kehrtwendung: soUten die kommunistischen Stimmen zur Verabschiedung eines Gesetzes oder sonstwie entscheidend ins Gewicht fallen, müßte dies nicht mehr wie früher den Rücktritt der Regderuh® zur Folge haben. Vielmehr sei die Unterstützung der KPI zur Durchsetzung der längst fälligen Reformen unerläßlich.
Als Gegenleistung für kommundisti-sche Unterstützung hätte Moro als Staatspräsident die totale Apertura a sinistra, die Aufnahme der Kommunisten in die Regierung, zu bewerkstelligen. Nach Ansicht der meisten politischen Beobachter wird Saragat unter keinen Umständen Hand zu einem solchen politischen Kurswechsel bieten, doch Moro wäre mit indirekter Unterstützung des Vatikans, mindestens ohne dessen Veto, durchaus dazju imstande. Daß sich Fanfani und Moro mit Blick auf den Quirinal in den Haaren liegen und mit einander entgegengesetzten taktisdien Kunstgriffen versuchen, den Wahlkampf um die Staatspräsddentschaft zju gewinnen, ist unlDestritten, doch fragen sich viele Beobachter, ob am Ende nicht ein anderer Politiker als Sieger aus diesem Hürdenlatif hervorgehen wird. Andreotti, Lecme tmd de Martino verhalten sich nicht minder als „Staatspräsident in spe", unterlassen es also seit Monaten pednldch, wichtige Persönlichkeiten oder gar Strömungen und Parteien, deren Stimmen biijnen; zehn Monaten entscheidend ins Gewicht fallen könnten, durch unbotmäßige Erklärungen vor den Kopf zu stoßen. Gibt es in der Damocrazia Crisinana auch Politiker, die weiter links stehen als dde KPI und scheinen Moro und Fanfani auch wülig ziu sein, auch sie als wichttge Figuren in ihr Schachspiel einzu-beziehen, so gilt Linkssozialdsten-führer de Martino als Garant der parlamentarischen Demokratie, für den es in der Auseinandersetzung mit der KPI ein „bis hierher und nicht weiter" gibt.
Müßten für einen Sieg Moros oder Fanfan is bei der Uneinigkeit der jetzigen Regierungsparteden die kommund’Stischen Stimmen nach den ersten vergeblichen Wahlgänigen entscheidend ins Gewicht fallen, so könnte de Martine mit Unterstützung der Liberalen, einiger „Heckenischützen" und dem Troß der siich ZIU guter Letzt auf ihr demola-a-tißches Bi^be besinnenden Anhänger der bisherigen Regierungsparteien schließlich als lachender Driitter aus diesem merkwürdigen Kampf um den Quirinal hervorgehen.
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