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Brave Lammer

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Terrorakte aller Art gehören in Italien zum Großstadt-Alltag. Die Polizei vermag über die Täterschaft in den seltensten Fällen hieb- und stichfeste Angaben zu machen, so daß sich darüber jeweils nur Hypothesen aufstellen lassen.

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Terrorakte aller Art gehören in Italien zum Großstadt-Alltag. Die Polizei vermag über die Täterschaft in den seltensten Fällen hieb- und stichfeste Angaben zu machen, so daß sich darüber jeweils nur Hypothesen aufstellen lassen.

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So vermuten die Instanzen . in Reggio di Calabria, daß die Bombenanschläge vom 30. Jänner — neun innerhalb von zwanzig Minuten — auf das Konto der Rechtsextremen gehen, die mit ihrem Gewaltakt die Richter im Prozeß gegen fünf angeklagte Neofaschisten einschüchtern wollten. Andere sehen darin eine Antwort auf die Forderung des Linkssozialisten Casalinuovo, der eine Stunde zuvor in der Regionalversammlung auf die Anwendung der antifaschistischen Gesetze zur Unterdrückung der Gewalttätigkeit drängte.

Während die Italiener aus Angst vor Racheakten den Behörden alles verheimlichen, bezieht die KPI-Lei-tung gegenüber den außerparlamentarischen Linksextremen neuerdings eine Position der offenen Verurtei--lung. Im kommunistischen Sprachr-rohr „Unitä" werden die Terroristen beinahe auf die gleiche Stufe mit ihren faschistischen Widersachern gestellt und als kopflose Abenteurer und verantwortungslose Provokateure bezeichnet.

Zwischen den linksextremen Grüppchen „Lotta Continua Potere Operaio" und den Hitzköpfen der rechtsextremen Organisation „Gio-vane Italia" wird kaum mehr unterschieden; was erstaunlich ist, wenn man diese Position mit der Haltung der KPI im Jahre 1969 vergleicht. Bereits damals, anläßlich der großen Streikwelle des sogenannten heißen Herbstes, distanzierte sich die kommunistische Parteileitung mehrmals von den wilden Streiks und Terrorakten der Linksextremisten und Anarchisten.

Es besteht unter politischen Beobachtern kaum ein Zweifel darüber, daß die KPI mit ihrer Taktikänderung gegenüber den linksextremistischen Terroristen eine bestimmte Politik, ja sogar „Regierungspolitik" verfolgt. Durch ihren fast bürgerlichen Anstrich als Partei der Ordnung empfehlen sich die Kommunisten für eine Zusammenarbeit mit den Parteien zu ihrer Rechten. Fraglich ist, ob die Democrazia Cristiana, die auch ohne die KPI regieren kann, die ausgestreckte Hand in absehbarer Zeit annehmen wird. Aber als sicher kann es gelten, daß das salonfähige Gehabe der KPI den linkssozialistischen Ambitionen sehr zugute kommt. — Ist die Zeit für eine Regierungskoalition mit den Kommunisten auch noch nicht reif, so kann man es doch mit ihren Verbündeten, den Linkssozialisten, versuchen, mag sich der eine oder andere Sozialdemokrat und Christdemokrat sagen. Zwar sind die Linkssozialisten auf Regional-, Provinz- und Gemeindeebene da und dort heute schon mit den Kommunisten verbündet, und auf ihrem letzten Kongreß hat der neugewählte Generalsekretär, de Martino, die gemeinsamen Anliegen auch auf nationaler Ebene keineswegs in Abrede gestellt — doch das schreckt die Democrazia Cristiana um so weniger, je mehr sich die Kommunisten als brave Lämmer präsentieren.

Einen sechsfachen Zigaretbengürtel könnte unser Erdball tragen, wäre die Jähresverkaufsmenge 1972 des Filterzigaretten-„Schlagers" MILDE SORTE aneinandergereiht. 2 Milliarden 600 Millionen Stück MILDE SORTE-Zigaretten wurden im vergangenen Jahr gekauft und geraucht — was den Slogan „Geschmack, der Freude macht" eindrucksvoll untermauert. Damit ist die MILDE SORTE Bestseller im Konzernbereich der Austria Tabakwerke AG, mit einer Steigerung des Umsatzes von 67%.

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