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,,Historischer Kompromiß“ via Washington?

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Allen Dementis aus der „Straße der dunklen “Geschäfte“ (Sifz der KPI) und der „Via Veneto“ (Amerikanische Botschaft) zum Trotz bestehen gut informierte Kreise auf der Einladung des Weißen Hauses an Generalsekretär Berlinguer, „Amerika in absehbarer Zeit einen Besuch abzustatten“. Diese erste Reise eines westeuropäischen Kommunistenführers nach den Vereinigten Staaten sei am Corner See im Palast der Prinzessin Thurn und Taxis zwischen KPI-Bevollmächtigtert Segre Und dem hube inbe uberzugen mussen.

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Allen Dementis aus der „Straße der dunklen “Geschäfte“ (Sifz der KPI) und der „Via Veneto“ (Amerikanische Botschaft) zum Trotz bestehen gut informierte Kreise auf der Einladung des Weißen Hauses an Generalsekretär Berlinguer, „Amerika in absehbarer Zeit einen Besuch abzustatten“. Diese erste Reise eines westeuropäischen Kommunistenführers nach den Vereinigten Staaten sei am Corner See im Palast der Prinzessin Thurn und Taxis zwischen KPI-Bevollmächtigtert Segre Und dem hube inbe uberzugen mussen.

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Daß die historische Amerikareise Berlinguers den Auftakt zu dem von ihm seit Jahren geplanten historischen Kompromiß mit der Democra-zia Cristiana, das heißt einer Zusammenarbeit mit der bisherigen Mehrheitspartei auf Regierungsebene, bilden könnte, ist für viele politische Beobachter eine ausgemachte Sache. Was der KPI-Chef auf direktem Wege, im Gespräch mit den führenden Christlichdemokraten und Prälaten im vatikanischen Staatssekretariat, kaum erreichen kann, ist vielleicht auf dem Umweg über das Weiße Haus möglich. Ohne Kissingers und Fords Rückendeckung hat der Anti-kommunismus in Italien ausgespielt und bleibt nur noch eine Sache der allseitig isolierten Neof aschisten.

Auf der Suche nach vermehrter Glaubwürdigkeit polemisiert „Unitä“ mit der „Prawda“ über die Rolle der Diktatur des Proletariats und der Sowjetunion als Wegbereiterin zur Weltherrschaft. Das Zentralorgan der KPI will im Verein mit anderen Parteien auf demokratischem Wege die Herrschaft in Italien erringen. Sätze, die Lenin 1905 geschrieben und nach dem Ersten Weltkrieg in die Tat umgesetzt hat, sind nach Ansicht der italienischen Kommunisten nicht mehr verbindlich für die heutigen Verhältnisse in einem Land wie Italien, das auf dem Weg zum Sozialismus und der kommunistisch verstandenen Demokratie weiter fortgeschritten ist als das zaristische Rußland und wegen dieser Sonderstellung auch eine besondere Behandlung beanspruchen darf.

Während viele Italiener diesen Beteuerungen der eigenen KPI-Ideolo-gen ohne weiteres Vertrauen schenkten, begegnen andere ihnen mit gemischten Gefühlen oder lehnen sie rundweg ab. Das alles habe bereits Togliatti vor elf Jahren, kurz vor seinem Tod im sogenannten Jalta-Memorandum erklärt, während die von der KPI gesteuerten Gewerkschaften weiterhin die Strategie „je schlechter desto besser“ verfolgten und derart die Wirtschaft in die jetzige Krise geführt hätten.

Auch der stellvertretende Obmann der Südtiroler Volkspartei, Brugger, läßt sich weiterhin nicht beirren. Für ihr ist die Aufnahme der Kommunisten in die Regierungskoalition ein guter Grund, bei der UNO die Selbstbestimmung der Südtiroler zu fordern und den Anschluß südlich des Brenners zu beatragen. „Wir lassen uns doch nicht alles von den faulen Genossen nehmen, nachdem wir jahrelang hart gearbeitet und sehr viel investiert haben“, sagt Brugger zwischen den Zeilen im Vertrauen darauf, daß nicht nur sozusagen alle Deutschsprachigen, sondern auch viele Italiener, selbst südlich der Klause von Salurn, so denken.

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