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Kurzer Frühling in Prag

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Am 5. Jänner 1968 war Alexander Dubcek zum Ersten Sekretär der KP der Tschechoslowakei gewählt worden. Am 29. Jänner fuhr er nach Moskau, um die Führung im Kreml zu überzeugen, daß wirtschaftliche und politische Reformen unaufschiebbar wären. Diese Reformen werden in Prag Anfang April vom neugewählten und mit neuen Personen besetzten Zentralkomitee der KP angekündigt: Schutz der persönlichen Rechte des einzelnen und des Eigentums, Dezentralisierung der Betriebe, Zusammenarbeit mit den kapitalistischen Staaten - und nicht zuletzt die Rehabilitierung der in der Stalin-Ära Verurteilten. Der „Prager Frühling” stößt in den andern Ostblockstaaten auf Skepsis und Widerstand. Schon am 8. Mai fordert Walter Ulbricht bei einem Treffen der Staatschefs die militärische Intervention.

Am 25. Juni 1968 - vor 25 Jahren -beschließt die Nationalversammlung das Rehabilitierungsgesetz, . zwei Tage später veröffentlichen 70JCünstler, Wissenschaftler und Sportler das „Manifest der 2.000 Worte”, das die Fortsetzung der Demokratisierung fordert. Das Präsidium des ZK der KP anerkennt die guten Absichten der Verfasser, warnt vor einer Überstürzung der Maßnahmen und mildert den Vorstoß der Intellektuellen in einem „Manifest der 1.000 Worte” ab. In Moskau spricht Leonid Breschnew kryptisch von der „Geschlossenheit und Einheit der sozialistischen Gemeinschaft” -Dubcek versteht den Wink. In der Nacht zum 20. August marschieren die Truppen des Warschauer Paktes in die CSSR ein - der „Prager Frühling” hat ein rauhes Ende genommen.

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