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Ein anderer Stil

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Die katholische Kirche hat in Österreich das Glück, daß ihr Grundsatzprogramm - das Evangelium - noch relativ bekannt ist, zugleich aber auch das Pech, ständig an diesem hohen Maßstab gemessen zu werden. Dazu gehört vor allem auch der Umgang von Christen mit Schuld und Vergebung. Ein Christentum ohne Bereitschaft zum • Bekennen von Versagen und zur Bitte um Verzeihung wirkt unglaubwürdig. Daß an Gedenktagen - zuletzt von Bischof Johann Weber am 15. Mai - eingestanden wird, daß auch die Kirche in vergangenen Zeiten an schwersten Sünden beteiligt war, ist daher wichtig und richtig.

Noch wichtiger aber ist es, heute gesetztes Unrecht rasch wieder gutzumachen. Hier hat der Wiener Erzbischof-Koad-jutor Christoph Schönborn in seiner Antrittspressekonferenz beachtliche Akzente gesetzt. Deutlich hat er sich „für die pauschalen und unüberprüften Anschuldigungen”, mit denen er zunächst auf die Anklagen gegen Kardinal Groer reagiert hatte, entschuldigt, ebenso für seinen einstigen, viele Gefühle verletzenden Vergleich von wiederverheirateten Geschiedenen mit Querschnittgelähmten.

Das ist ein anderer Ton als der von Bischof Kurt Krenn, der von „Gefühlen” nichts hält (obwohl sich das Konzil ausdrücklich auf Gefühle wie Freude und Hoffnung, Trauer und Angst bezogen hat) und offenbar nichts versteht. Sonst könnte er nicht die Sorge der Initiatoren des „Kirchenvolks-Begehrens” mit „unverhohlener Schadenfreude” verwechseln und in ihnen nur Leute sehen, die sich selber loben.

Der katholischen Kirche ist zu wünschen, daß sich der Stil von Weber und Schönborn durchsetzt. Ohne Rücksicht auf Gefühle und ohne Vertrauen, daß aridere es auch gut meinen, kann der jetzige Scherbenhaufen nur größer werden.

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