Mathematik für Überforderte

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Österreichs unkonventionelle Übermutter, Andrea Kdolsky, hat es freudestrahlend verkündet: 2008 wird das "Jahr der Familie". Endlich sollen Eltern das bekommen, was sie wirklich brauchen: Gratis-Dokumente nach der Geburt (ihre bloße Beschaffung ist mühsam genug!), mehr Familienbeihilfe für Großfamilien, mehr Kinderbetreuungsplätze - und ein flexibleres Kinderbetreuungsgeld.

Dass Letzteres mit Schikanen gekoppelt ist, hat die Familienministerin nicht erwähnt. So dürfen Eltern zwar ab sofort beim Kindergeld zwischen drei Modellen wählen (36 Monate à 436 Euro, 24 Monate à 625 Euro oder 18 Monate à 800 Euro - vorausgesetzt, der Partner übernimmt sechs, vier bzw. drei Monate die Betreuung); haben sie jedoch ihre Wahl getroffen, ist ein späterer Wechsel unmöglich.

So verständlich diese Regelung verwaltungstechnisch ist, so schikanös ist sie lebenspraktisch: Kurz nach der Geburt lässt sich nicht ansatzweise beurteilen, ob der Wiedereinstieg zum geplanten Zeitpunkt gelingen oder ein Betreuungsplatz vorhanden sein wird. Plätze für Unter-Dreijährige sind in Österreich aber bekanntlich knapp.

Zu diesem Dilemma kommt noch die mathematische Herausforderung "Zuverdienstgrenze": Zwar wurde das Limit von 14.600 Euro auf 16.200 Euro pro Jahr angehoben, doch die Berechnungsmethode bleibt so vertrackt wie bisher. (Wie hilfreich der Online-Rechner ist, der ratlosen Eltern seit 1. Jänner [!] auf der Ministeriums-Homepage zur Verfügung steht, lässt sich noch nicht abschätzen.)

Schade. Denn alles hätte so leicht sein können: Einfach die Zuverdienstgrenze streichen und das Kinderbetreuungsgeld endlich wörtlich nehmen - als Zuschuss für Kinderbetreuung, egal, ob sie von den Eltern selbst geleistet oder zugekauft wird. Aber so simpel durfte es im "Jahr der Familie" offenbar nicht sein: Schließlich ist 2008 auch das "Jahr der Mathematik".

doris.helmberger@furche.at

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