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Meister der Regie

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Wien ist doch eine Filmstadt — zumindest, was die Aktivität einiger kulturell oder wissenschaftlich mit dem Film beschäftigten Institutionen betrifft. Angesichts ihrer Bedeutung öffentlich noch zuwenig beachtet und von den Wiener Zeitungen viel zu wenig gewürdigt und herausgestellt, findet derzeit eine der sensationellsten und größten Filmretrospektiven statt, die je in Wien veranstaltet wurden, sinnvoller und großzügiger als alles bisherige, das von Vereinigungen mit ähnlich klingendem Namen gemacht wurde: das österreichische Filmarchiv zeigt bis zum 28. September im Alten Schloß von Laxenburg eine Ausstellung (verbunden mit einer Retrospektive, in deren Rahmen 100 Filme von fitanklassischer Bedeutung gezeigt werden) unter dem Titel „Meister der Regie“, die 26 Gestaltern und Regisseuren gewidmet ist, die alle aus Österreich stammen.

An 26 Wochenenden werden die bedeutendsten Filme von (in der Reihenfolge der Vorführungen geordnet) Fritz Lang, Alexander Korda, Michael Curtiz (Kertesz), Billy Wilder, Karl Grüne, Friedrich Feher, Fritz Kortner, Bernhard Wicki, Josef v. Sternberg, Ferry Ra-dax, Leopold Lindtberg, G. W. Pabst, Max Fleischer, Karl Hartl, Willi' Forst, Carl Mayer, Richard Oswald, Erich von Stroheim, Walter Reisch, Paul Czinner, Joe May, Wilhelm Thiele, Max Reinhardt, Edgar G. Ulmer, Otto Ludwig Preminger und Fred Zinnemann gezeigt — alles international berühmte Filmkünstler, die aus Österreich oder zumindest aus Orten der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie stammen und aus den verschiedensten Gründen, persönlichen, finan-

ziellen, künstlerischen und politischen, ihre Heimat verlassen haben und zumeist im Ausland zu Persönlichkeiten wurden, deren Namen in keiner Filmgeschichte fehlen. Hier stimmt der Satz: Wenn auch auf wenigen Filmfestivals österreichische Filme gezeigt werden, so gibt es doch kaum eines, auf dem nicht ein Österreicher mit einem Preis ausgezeichnet wurde!

Noch etwas Bemerkenswertes zu den Vorführungen der Retrospektive: eine ganze Reihe von Filmklassikern aus den Jahren 1913 bis 1973 wird in der (fremdsprachigen) Originalfassung präsentiert, die Stummfilme werden am Klavier begleitet (die Behauptung, daß Stummfilme „stumm“ gezeigt wurden, ist filmgeschichtlicher Unsinn, von Laien aufgebracht: in Wirklichkeit wurde immer Musik dazu gespielt, in den Großkinos eigens dazu komponierte, in den kleinen half man sich eben mit einem Klavierspieler aus!)...

Und gleich für die Filminteressierten — und es ist zu hoffen, daß von dieser einmaligen Gelegenheit, wirklich besondere historische Filme zu sehen, reichlich Gebrauch gemacht wird — die ersten Angaben: am Freitag, 23. Mai, wird in Laxenburg, Altes Schloß, um 16.30 Uhr „Die Gejagten“ mit Marlene Dietrich, am Samstag, 24., um 14.30 Uhr „Die Nibelungen“ (1. Teil: Siegfrieds Tod), 1924, um 16.30 Uhr „Die Nibelungen“ (2. Teil: Kriemhüds Rache), 1924, gezeigt, am Samstag, 25., „Fury“ mit Spencer Tracy, 1936 (in englischer Sprache), um 14.30 Uhr „M“ mit Peter Lorre und Gustaf Gründgens, 1931, um 16.30 Uhr, alles Filme von Fritz Lang. Ein Spaziergang nach Laxenburg lohnt sich — in jeder Beziehung...

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