Sind Heimatmuseen „in"?
Sind Heimatmuseen lediglich Sammelstellen für ausgediente Geräte des Alltagsgebrauchs oder bieten ihre volkskundlichen Objekte auch die Chance einer neuen Identitätsfindung? Dies war eine der Fragen, denen sich der Österreichische Museumstag in Innsbruck unter dem Motto „Das Museum und die Öffentlichkeit" stellte.
Sind Heimatmuseen lediglich Sammelstellen für ausgediente Geräte des Alltagsgebrauchs oder bieten ihre volkskundlichen Objekte auch die Chance einer neuen Identitätsfindung? Dies war eine der Fragen, denen sich der Österreichische Museumstag in Innsbruck unter dem Motto „Das Museum und die Öffentlichkeit" stellte.
„Wo Heimat aufhört, Heimat zu sein, beginnt das Heimatmuseum", sagte einmal überspitzt ein bayrischer Humorist. Tatsächlich sind die zahlreichen Heimatmuseen jene Orte, wo man sich gern daran erinnert, wie schön die Heimat einmal war. Die nostalgische Komponente ist jedoch zuwenig, um die Existenz einer musealen Einrichtung zu rechtfertigen. Auch die so oft beschworene „gute alte Zeit" war eben nicht nur idyllisch, und ein gutes Heimatmuseum muß auch die Schattenseiten der Vergangenheit dokumentieren. Nur so kann seine Anerkennung durch die Fachwelt erwartet werden.
Den Bürgern falle es mitunter schwer, in die Geschichte, speziell in die Lokalgeschichte, einzutauchen, besonders wenn auch deren Makel offenkundig werde, meinte der Leiter des Tiroler Volkskunst-museums, Hans Gschnitzer, beim Österreichischen Museumstag, der vom 2. bis 5. September in Innsbruck stattfand.
Hartmut Prasch, Direktor des Museums für Volkskultur auf Schloß Porcia in Spittal an der Drau, vermittelte einige grundlegende Gedanken und Fakten zum Thema „Heimatmuseum". Schon der Titel seines Referates „Vergangenheit hat Zukunft" signalisierte Optimismus. Was die quantitative Entwicklung betrifft, ist dieser Optimismus durchaus angebracht, stieg doch die Zahl der Lokal- und Regionalmuseen in Österreich von 1970 bis 1992 von 500 auf über 1.300.
Prasch meint, dieser Museumsboom hätte verschiedene Ursachen, etwa das wiedererwachte Interes-
se an kulturellen Werten und traditioneller Überlieferung, aber auch zunehmend durch den Tourismus bedingte ökonomische Aspekte.
Als wichtiges Erfordernis für die Zukunft nannte Prasch die Spezialisierung, um eine abwechslungsreiche Museumslandschaft in Österreich zu schaffen, die Aus-und Weiterbildung der Museumsbetreuer und die Erstellung eines Museumskonzeptes für Österreich. Wünschenswert wäre auch die Schaffung einer Art „Gütesiegel" für fachgerecht aufgebaute und geführte Heimatmuseen. In Kärnten sei eine entsprechende Initiative bereits im Gang.
Alwin Chemelli, der Leiter des Schloßmuseums Landeck, zeigte auf, wie vielseitig ein Heimatmuseum die Kulturszene eines Ortes beeinflussen könne.
Kulturzentrum Museum
Im Schloßmuseum Landeck fänden unter anderem auch Ausstellungen zeitgenössischer Künstler und Theateraufführungen statt. Sehr erfolgreich sei die museumspädagogische Aktion „Jugend im Museum". Chemelli wies auch auf die Verantwortung der Betreiber von Heimatmuseen für bestehende Objekte hin, die soweit ginge, etwa auch den Abriß eines wertvollen alten Bauwerkes zu verhindern.
Das Waldbauernmuseum Gutenstein in Niederösterreich gilt als beispielhaft für ein Fachmuseum, das in Form von Werkstätten ohne Vitrinen konzipiert ist, was allerdings eine gekonnte und individuelle Besucherbetreuung erfordert.
Aus Vorarlberg berichtete Bernhard Purin über das Jüdische Museum von Hohenems. Es sei ein Heimatmuseum besonderer Art, das vom Zusammenleben von Christen und Juden mehrere Jahrhundert hindurch in einer Gemeinde zeuge, wobei diese Nachbarschaft in Wirklichkeit nicht ganz so problemlos gewesen sei, wie sie heute gerne von beiden Teilen dargestellt würde. Ebensowenig problemlos sei es allerdings für die Projektoren des Museums gewesen, die Wirklichkeit ,zu dokumentieren.
