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Trudeau — fest im Sattel

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Heute — wie in 33 der letzten 39 Jahre — lenken die Liberalen die Geschicke der Namon1 Kanada. Sie verdanken die dominierende Position zum Gutteil ihrer Popularität in der vorwiegend französischsprachigen Provinz Quebec. Im Juli eroberte die von dem Quebeker Pierre Trudeau geführte Regierungspartei 59 Mandate in der Belle Province, während die Konservativen dort nur in drei Wahlkreisen reüssierten. In den anderen neun Provinzen allerdings standen den 82 Liberalen 92 Konservative gegenüber. Quebec ist das „Erfolgsgeheimnis” der Liberalen.

Bis zu den Juliwahlen hatte Premierminister Trudeau eine Minoritätsregierung geführt, die nur mit Hilfe der Sozialisten an der Macht war. Als die Sozialisten gegen das Budget stimmten, fiel die Regierung Trudeau. Vor den Juliwahlen wurden den Konservativen ausgezeichnete Chancen zugebilligt, doch es kam anders. Während Trudeau bei den Massenversammlungen — und vor den Fernsehkameraa — brillierte, zündete der Wahlkampf des etwas farblosen konservativen Parteiführers Robert Stanfield nicht. Zudem erwies sich seine Wahlparole einer zeitlich beschränkten Preis- und Lohnkontrolle als Fehler, da er viele Sozialisten veranlaßte, dieses Mal für die Liberalen zu stimmen. Das halbierte die sozialistische Fraktion, die nun von bloß 16 Abgeordneten im Parlament repräsentiert wird. Vergleięhswejąę sięgten $e Uiberajgn in 141 Wahlkreisen, die Konservativen in 95.

Mittlerweile halten sowohl die Konservativen, wie auch die Sozialisten ‘ nach einem neuen Führer Umschau. Robert Stanfield, der bei den Oktoberwahlen von 1972 nur um eine Handbreite vom Sieg entfernt war, will Ottawas politische Arena verlassen. David Lewis, der Führer der Sozialisten, unterlag in seinem Torontoner Wahlkreis und nahm einen Lehrauftrag von Ottawas Carleton-Universität an. So siegessicher waren die Konservativen vor den Juliwahlen, daß sie ungestüm zur Macht drängten, anstatt zu warten. Wegen der Verschlechterung der Wirtschaftslage wäre die Position der Regierung in den Wintermonaten weniger günstig gewesen. Die Sozialisten wieder glaubten, die Regierung Trudeau nicht länger stützen zu können, ohne Prestige zu verlieren. Ihre Entscheidung, im Mai gegen die Regierung zu stimmen, erwies sich aber als schlechte Strategie und kostete sie die Rolle des Züngleins an der Waage — und viele Mandate.

In -diesen Tagen spiegelten die Wortgefechte im Parlament den Humor Trudeaus. Kürzlich forschte der korpulente konservative Abgeordnete Stephan Paproski, ein früherer Footballstar: „Wird der Premierminister bei dem Cupfinale den Ankick seiner Gattin überlassen — und wenn nicht, warum nicht?” Die Vorgeschichte der Frage ist nicht uninteressant. Die hübsche Margaret Trudeau steht jüngstens immer wieder im Brennpunkt des Interesses. Kaum von ihrer Japanreise (die sie auf Einladung eines Schiffsmagnaten unternahm) zurückgekehrt, berichtete sie, daß sie als Reporterin und Pressephotographin einer Zeitschrift arbeiten werde.

Premierminister Trudeau sah Stephen Paproski an, dann seine Gattin auf der Galerie, und konterte munter: „Was den Ankick beim Cupfinale betrifft, lade ich den ehrenwerten Abgeordneten ein, sich auf den Rasen zu legen — und ich werde meine Gattin einladen, ihm einen guten Kick zu geben.”

O Canada…!

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