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Umsetzen in den Alltag

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Die erste Studieruagung zur Vorbereitung auf den Österreichischen Katholikentag 1983 findet am 167 17. Juni in Innsbruck statt, Thema „Sakramente als Zeichen der Hoffnung”.

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Die erste Studieruagung zur Vorbereitung auf den Österreichischen Katholikentag 1983 findet am 167 17. Juni in Innsbruck statt, Thema „Sakramente als Zeichen der Hoffnung”.

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Die Beobachtung der gesellschaftlichen Prozesse der Gegenwart läßt deutlich einige Strömungen und Bewegungen erkennen, deren Anliegen auch Themen der Sakramente sind, wie zum Beispiel für die charismatische Bewegung das Wirken des Heiligen Geistes (Firmung) oder für die Friedensbewegung die Sehnsucht nach Versöhnung (Bußsakrament).

Wenn auch die durch diese Bewegungen gegebenen Antworten nicht mit denen der Sakramente übereinstimmen, ja von ihnen weit übertroffen werden, so sind die Sakramente doch auch Zeichen jener Hoffnungen, die sich in solchen Bewegungen ausdrücken. Das kann nicht nur Sache der liturgischen Feier der Sakramente sein, sondern das muß durch das „gelebte Sakrament” ergänzt werden. Im einzelnen heißt das:

• In- der Vorbereitung auf die Feier der Sakramente müssen Beziehungen zu den Hoffnungen und Enttäuschungen, den Ängsten und Befürchtungen hergestellt werden, die die Menschen von heute beschäftigen. Die durch das Sakrament darzustellende und zu feiernde Hoffnung muß genannt und mit dem Leben der Mitfeiernden verbunden werden.

• Die Feier des Sakramentes soll die Hoffnung deutlich machen, die das Sakrament enthält. Das kann geschehen durch die Auswahl der Texte und Lieder, durch Predigt und Symbole. Die verwendeten oder zu verwendenden Zeichen sollen den Zusammenhang mit den Alltagssymbolen erkennen lassen.

Als Beispiel mag die Handauflegung dienen, die in gewisser Weise bei allen sieben Sakramenten verwendet wird. Bei der Krankensalbung etwa ist darzustellen, daß der Kranke nicht alleingelassen wird von den Mitmenschen, von der Kirche und von Gott. Das kann in den Texten ausgesprochen werden, das kann auch durch die Handauflegung bezeichnet werden; das kann mit dem Alltagsritual verbunden werden, indem etwa alle Mitfeiernden den Kranken nacheinander bei der Hand nehmen oder ihm die Hand geben.

• Die Identität des Sakraments muß gewahrt werden. Wir können als Kirche nicht jedwede Erwartung erfüllen und jedwede Hoffnung als berechtigt anerkennen. Das Sakrament ist auch ein unterscheidendes Zeichen, das die Hoffnung läutern und unlautere Hoffnungen ausscheiden soll. Wir müssen die Spannung zwischen der Kirche und dem Reich Gottes aushalten. Das Reich Gottes ist nicht herstellbar in dieser Welt, auch nicht durch die Feier der Sakramente. Wenn Sakramente Reichen der Hoffnung sind, so enthalten sie eben auch das „Noch nicht”.

Als Beispiel möchte ich manche Erscheinungen in der charismatischen Bewegung erwähnen. Manche glauben, das Reich Gottes sei schon angekommen und der Heilige Geist schon deutlich am Werk, wenn sie in Ekstase geraten und in Verzückung reden. Die „Geisttaufe” ist etwas anderes als die recht nüchterne Firmung — doch nur diese ist ein Sakrament der Kirche.

# Das erlebte Sakrament muß zum gelebten Sakrament führen. Wenn die Kirche in den Dokumenten des II. Vatikanums „Sakrament” genannt wird, so heißt das nicht, daß sie sich eben durch die Feier der Sakramente darstellt. Es heißt vielmehr, daß sie als Ganze, daß die Gesamtheit der Menschen, die die Kirche bilden, durch ihr Verhalten ein Zeichen für die Hoffnung sind, die Gott in Jesus Christus der Menschheit gegeben hat.

Das ist nicht nur eine moralische Forderung, etwa: Du bist ge-f irmt, jetzt mußt du aus dem Geist leben. Dir wurden deine Sünden vergeben, jetzt mußt du selbst vergeben.

Ich glaube vielmehr, daß das gelebte Sakrament ein integrierender Bestandteil des gefeierten Sakramentes ist. Bei der Ehe erscheint dies am deutlichsten. Wir sprechen nicht von einem Sakrament der Eheschließung, sondern yon einem Sakrament der Ehe. Die gelebte Ehe hat also teil am Sakrament, nicht nur die liturgisch gefeierte Eheschließung. Das gefeierte Sakrament kann nur ein Anfang und eine symbolische Darstellung sein, auch wenn es ein wirksames Zeichen der Gnade ist.

Bei anderen Sakramenten ist uns das gelebte Sakrament weniger deutlich. • •

Die Umsetzung der Hoffnung, die im Sakrament dargestellt und gefeiert wird, geschieht durch das gelebte Sakrament. Die Sakramente werden also in dem Maß Hoffnung in die Welt bringen, als die Menschen, die die Sakramente feiern, selbst zu Sakramenten werden — zu wirksamen Zeichen der Hoffnung.

Der Autor ist Pastoraltheologe an der Katholisch-Theologischen Hochschule in Linz.

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