Werbung
Werbung
Werbung

Peter Paul Kaspar hat eine gut verständliche Deutung der christlichen Sakramente verfasst. Hervorzuheben dabei der Versuch, das Thema ökumenisch auszurichten.

Am Ende einer jahrhundertelangen Entwicklung feiert man Ostern am helllichten Tag wie eine gewöhnliche Sonntagsmesse, tauft ungefragt Säuglinge, die sich nicht wehren können, führt Schulkinder zu einer Kommunion, die sie kaum verstehen, und drängt Jugendliche zu einer Firmung, mit der sich viele endgültig von der Kirche verabschieden." Dieser wohl etwas überspitzt zusammengefasste Zustandsbericht der katholischen Sakramentenpastoral ist für Peter Paul Kaspar Ausgangspunkt für eine Erklärung christlicher Symbolik. Im Einleitungs- und im Schlusskapitel seines Buches "Sakramente. Die Sprache der Zeichen" skizziert er dabei deren wesentliche Komponenten: in einer immer oberflächlicher werdenden Fun-Gesellschaft verständliche, attraktive und wirksame Zeichen des Protests gegen eine heillose Welt zu setzen: im alltäglichen Handeln der Christen wie in besonderen religiösen Symbolen.

Die kleine Sakramentenlehre des bekannten Linzer Seelsorgers und Künstlers ist in fünf konzentrischen Kreisen aufgebaut: Ausgangspunkt ist die Person Jesu und seine Kirche als zentrales Zeichen der Liebe und Nähe Gottes zu den Menschen, das Ursakrament, in dem die vielen Sakramente und sakramentalen Handlungen ihren Ursprung haben. Allen Christen gemeinsam ist die Taufe und die Eucharistie bzw. das Abendmahl. Die übrigen fünf Sakramente (bzw. entsprechende Feiern) haben in den christlichen Konfessionen verschiedene Ausprägungen erfahren. Im vierten und fünften Kreis der Zeichen bespricht der Autor Zeremonien wie Beerdigung oder Weihehandlungen und eine Reihe von typischen religiösen Gegenständen wie Kreuz, Kanzel oder Ikone.

Der griechische Begriff Mysterion, etwas der Allgemeinheit Unzugängliches, das nur für den Eingeweihten verständlich ist, kennzeichnet Wesentliches in allen Religionen: sich nicht einfach mit der Realität abzufinden, sondern der Sehnsucht nach einer besseren Welt Ausdruck zu verleihen. Kaspar thematisiert dies in den beiden letzten Kapiteln besonders anschaulich. Meist zwischen den Zeilen, manchmal auch ausdrücklich, übt er verhaltene und sympathische Kritik an platten und banalen Gewohnheiten der christlichen Liturgie, die das Gemeinte allzu oft nicht sichtbar machen kann: "Manche Kleriker bemühen sich, der neuen Rolle als sakrale Entertainer' gerecht zu werden, zeitgeistig durchs liturgische Programm zu führen oder durch Späßchen der Funkultur zu frönen". Die Deutung der sieben Sakramente (zweites und drittes Kapitel) ist mehr der Rekonstruktion der historischen Entwicklung verpflichtet, die Sicht ihrer Symbolik, durch das "dritte Auge", kommt hier doch etwas zu kurz. Die Fachtheologen werden einerseits unscharfe Formulierungen ("von Jesus in direkter Rede aufgetragen", Sakramente als Rituale zu den Lebenswenden, "sprachlich unsinnige Unterscheidung von Sakrament und sakramentalen Handlungen"), andererseits die wiederholte Kritik an ihrer unverständlichen Fachsprache stören.

Die ökumenische Ausrichtung ist ein besonderer Vorzug dieses Büchleins, das die Verschiedenheiten in der Zahl, der Reihenfolge, der Auslegung der Sakramente nicht als Konfliktpotenzial, sondern als bereichernde Vielfalt des Christentums interpretiert, das durch seine Riten die Welt tatsächlich verwandeln kann.

SAKRAMENTE

Die Sprache der Zeichen

Von Peter Paul Kaspar. Verlag Styria, Wien 2003. 118 Seiten, geb., e 14,90

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung