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Weg der Demokratisierung?

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Inmitten der aufregenden Welt-ereignisse des vergangenen Jahres — Tauziehen zwischen Ost und West, volte-face der amerikanischen Politik und Gewitterstünme im Nahen umd Fernen Osten — blieb Spanien des Prinzen Juan Carlos, als dem zukünftigen König Spandens, schon im Juli 1969 von den spanischen Cortes zu Gesetzeskraft erhoben wurde.

Die ständig zunehmende Popularität und die bei jedem öffentlichen sin Sofia und eine lebhafte Kinderschar entsprechen den Idealen der spanischen Volksseele. Wie sehr Prinz Juan Carlos auch bei den Arbeitermassen Anklang findet, wurde anläßlich seiner letzten Besuche im asturiscben Industriegebiet und in den weltberühmten Quecksilbergruben von Almaden augenfällig.

Ein gesellschaftliches Ereignis unterstrich dieser Tage die freundlicher gewordenen Beziehungen zwischen

Dynastie und Regime. Zu Weihnachten wurde in El Pardo die Verlobung von Maria Carmen Martinez-Bordiu, einer Enkelin Francas, mit Don Alfonso de Bourbon-Dampierre gefeiert. Don Alfonso ist Enkel des Königs Alfons XIII, durch dessen taubstummen zweiten Sohn Don Jaime, der noch zu Lebzeiten des Königs auf die Erbfolge verzichtet hat. Wie Don Juan Carlos, hat auch sein Vetter Don Alfonso seine Studien in Spanien absolviert und ist gegenwärtig spanischer Botschafter in Stockholm.

Eine innerpolitische Frage harrt noch der institutionellen Regelung. Es ist dies die Auswahl der jeweiligen Regierungsgarnitur. Wie der führende Publizist des Regimes, Emilio Romero, in einem vielbeachteten Artikel des Syifljikatblattes „El Pueblo“ vor kurzem ausführte, war es das persönliche Prestige Francos, das es ihm gestattete, die

Mitglieder der Regierung seinem freien Gutdünken gemäß auszuwählen. Eine dreißigjährige Erfahrung an der Spitze des Landes erleichterte ihm dies. In letzter Zeit trugen die Regierungsbildungen Francos nie militärischen, vielmehr technokratischen Charakter. Solche Freiheit bei der Auswahl seiner Minister kann sich ein junger Monarch nicht leisten. Es ist daher von staatspoliti-schem Interesse, entsprechende Modalitäten im voraus festzulegen, damit die Ernennung der Regierung im Einklang mit der mehrheitlichen Volksmeinung erfolge. Die Bildung von Vereinigungen („Asociacdones“) innerhalb der nationalen Bewegung („Movimiento Nacional“) wäre eine mögliche Handhabe hiefür.

Die Offenheit, mit der diese Frage in der ganzen Presse diskutiert wird, ist ein Maßstab des Fortschritts, den die Demokratisierung des spanischen Alltags im letzten Jahr gemacht hat.

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