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Wieder Belastungen für Autofahrer

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Ein neuer Preisantrag der Mineralölfirmen und der Versicherungswirtschaft steht bevor. Nicht zuletzt auch eine Anhebung der Mineralölsteuer. Die Begründungen sind teilweise eher seltsam. Stellten schon die OPEC-Länder fest, daß die eigentlichen Urheber der hohen Treibstoffpreise in den Finanzministerien der Verbraucherländer sitzen, so trifft dies auf unser Land in besonderer Weise zu. Der Finanzminister ist bei jeder Verteuerung der lachende Dritte, da die Mehrwertsteuer im gleichen Ausmaß mit- angehoben wird. Ohne Gegenleistung, wohlgemerkt.

Nun hörte man in letzter Zeit, daß die Mineralölsteuer deswegen nach oben korrigiert werden soll, da der Treibstoffverbrauch im letzten Jahr zurückgegangen sei und damit aliquot die Steuer.

Sollte diese Argumentation stimmen, ist sie wohl der Gipfelpunkt einer Frechheit, die den Autofahrern angetan wird. Wurde uns doch das Energiesparen von Staatswegen fast zwangsverordnet - die Tempolimits sind ja eine Spar- und erst sekundär eine Sicherheitsmaßnahme -, und der autofreie Tag ist noch allen in bester Erinnerung. Jetzt, Autofahrer, empfange die Strafe dafür, daß Du Dir ein sparsameres Auto gekauft hast, daß Du Deine Wochenendausflüge reduziertest.

Dasselbe Argument, nur auf einer anderen Basis, verlautet aus der Versicherungswirtschaft: Die Haftpflicht soll erhöht werden, da schon zuviele Autofahrer im Bonus sind und aufgrund dessen das Prämienaufkommen zu gering ist.

Auch das können die Autofahrer als Strafexpedition auffassen: Weil

sie zuwenig Unfälle gebaut haben, sollen sie jetzt mehr zahlen.

Diese Art von Mathematik fordert zu Vergleichen. Sicher ist und war die Kfz-Haftpflicht noch nie ein Geschäft im Sinne eines profitorientierten Unternehmens, welches die Assekuranz ja Ist. Aber nur scheinbar. Denn die vielgeschmähte Autohaftpflicht ist eines der besten Anbahnungsgeschäfte überhaupt. Fast jeder Versicherte kennt „Belästigungen" seines Instituts um eine Folgeversicherung. Feuer-, Haushalts-, Einbruchs-, Urlaubs-, Kranken- und Gegen-was- sonst-noch-Versicherungen werden angeboten. Legale Erlagscheintricks werden angewandt bis hin zur telefonischen Verfolgung in die Privatsphäre.

Und großtells beruht das Adressenmaterial auf den abgeschlossenen Autohaftpflichtverträgen. Detto die abgeschlossenen Folgeverträge. Und diese sind wiederum Sparten, die zum Teil beträchtliche Gewinne abwerfen. Hier kalkulieren Versicherungen also wie Supermärkte. Lockangebot - Folgegeschäft - Gewinn ist die Reihenfolge.

Versicherungsdirektoren stoßt diese Rechnung unangenehm auf. Wie kommt der Feuerversicherte dazu, den Blechschaden eines anderen mitzubezahlen, lautet ihre Frage zu einer Praxis, die in anderen Branchen gang und gäbe ist. Komischerweise hat aber noch kein Institut die ach so verlustbringende Kfz- Haftpflicht abgestoßen. Der Grund liegt auf der Hand: Weil dann die vielen anderen Sparten schöne Verluste hinnehmen müßten.

Vom Bürger verlangt man Moral. Aber die braucht manchmal Vorbilder.

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