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Zum Luther-Jubiläum

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Der im nächsten Jahr bevorstehende 500. Geburtstag Martin Luthers bestimmt auch die Produktion der deutschen Verlage. Auf drei sehr unterschiedliche Publikationen sei hingewiesen.

In einer preiswerten Sonderausgabe wurde die gewiß epochemachende Darstellung von Joseph Lortz „Die Reformation in Deutschland” aus den Jahren 1939/40 erneut aufgelegt, ein Standardwerk der katholischen Lutherdeutung, dem auch evangelische Kirchenhistoriker und Lutherforscher, allen voran Walther von Loewenich, ihren größten Respekt zollten. Mag auch die reformationsgeschichtliche Forschung in fast allen Sachbereichen über Lortz hinausgegangen sein, so unterstreichen gerade die verschiedentlich zu beobachtenden Rückfälle „hinter Lortz zurück” (so zuletzt Remigius Bäumer) die aktuelle Bedeutung dieses Werkes.

Was das vermittelte Lutherbild betrifft, liegt die These „Luther rang in sich selbst einen Katholizismus nieder, der nicht katholisch war” zugrunde. Von der scharfen Kritik am spätmittelalterlichen Katholizismus ausgehend konnte Lortz der Reformä-, tion und dem theologischen Anliegen Luthers durchaus Gerechtigkeit zuteil werden lassen. Allerdings verknüpfte er diese These mit dem Vorwurf einseitiger Auslegung des christlichen Glaubens durch Luther, dessen Subjektivismus ihn daran gehindert habe, zum „Vollhörer” der Heiligen Schrift zu werden. Er habe nicht vom „Sein der Kirch” her gedacht, vielmehr von seiner tiefen und absolut gesetzten Glaubenserkenntnis.

Walther von Loewenich, langjähriger Präsident der Lutherge-sellschaft und Ordinarius für Kirchengeschichte in Erlangen, stellt gleichsam als Summe seines Forscherlebens eine Biographie des Reformators vor, die der „ergänzungsbedürftigen” These von Lortz eine sehr bewußt „lutherische” These zur Seite stellt.

Luther habe nicht nur einen entarteten Katholizismus in sich niedergerungen, sondern sich vom Katholizismus überhaupt distanziert. Ob seine stärker theologisch akzentuierte allgemein verständliche Darstellung von Leben und Werk des Reformators der von ihm konstatierten „schmerzlichen Lutherfremdheit” der Gegenwart wirksam begegnet, wird sich erst weisen.

Das dritte Werk schließlich, das von Hermann Kunst zusammengestellte „Hausbuch” versucht, bei ähnlicher Zielsetzung, die Schriften Luthers neu zu erschließen. Nach einer gerafften biographischen Einleitung folgen in neun Kapiteln Luthers „wegweisende Aussagen” zu einzelnen Themenbereichen wie Kirche und Gemeinde, Gottesdienst, Schriftauslegung, christliches Leben, Ehe und Familie, Staat und öffentliche Ordnung usw.

Abgeschlossen wird das Buch durch eine Zitatensammlung, die nach alphabetisch geordneten Stichworten geradezu ein Kaleidoskop von 700 Lutherworten ergibt.

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