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Schlug Luther seine Thesen an?

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MARTIN LUTHER, VORREDEN ZUR BIBEL. Furche, Hamborn, 1987. 180 Selten. DM 12.80. — MARTIN LUTHER, DAS SCHÖNE CONFITEMINI (Calwer-Lother-Ansgabe 7). Sleben- •tern-Taschenboch, MUnchcn-Hamburr, 1967. - URFASSUNG UND DRUCKE DER ABLASSTHESEN MARTIN LUTHERS. Von Klemens Honselmann. Schönlngh-Paderborn.

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MARTIN LUTHER, VORREDEN ZUR BIBEL. Furche, Hamborn, 1987. 180 Selten. DM 12.80. — MARTIN LUTHER, DAS SCHÖNE CONFITEMINI (Calwer-Lother-Ansgabe 7). Sleben- •tern-Taschenboch, MUnchcn-Hamburr, 1967. - URFASSUNG UND DRUCKE DER ABLASSTHESEN MARTIN LUTHERS. Von Klemens Honselmann. Schönlngh-Paderborn.

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Eine vollgültige und zugleich leicht verständliche Einführung in Luthers Glauben und Denken bilden seine „Vorreden“ zu einzelnen biblischen Büchern, die Luther jeweils anläßlich der Übersetzung verfaßt hat. Der Herausgeber, Heinrich Bom- kamm, nennt sie eine „kurze Summe seiner ganzen Theologie“. Ursprünglich waren diese Vorreden ja in den Bibelangaben mitgedruckt, da sie aber in den neueren Luther-Übersetzungen fehlen, ist die nunmehr erschienene handliche Sammlung recht wertvoll.

Etwas unglücklich geraten (weil lateinisch und daher für viele unverständlich) ist der Titel des 7. Bandes der Luther-Ausgabe in Taschenbüchern durch den Siebenstern- Verlag: Das schöne Confttemini. Er bezieht sich auf den Hauptinhalt des Bandes: Luthers Auslegung des 118. Psalmes (Danket dem Herrn!). Daneben finden wir aber noch die Auslegung des 1. Psalms, die Vorrede zum Alten Testament und zum Psalter und den berühmten „Sendbrief vom Dolmetschen“. Im Sendbrief verteidigt Luther seine Eigenart des Bibelübersetzens gegen seine Kritiker, die er grobschlächtig mit „Esel“ und anderen Schimpfnamen bedenkt. Aber es ist anderseits wieder recht ergreifend, wenn er zum Beispiel begründet, warum er im Gruß des Engels an Maria nicht übersetzt: „Maria voll Gnaden“,

sondern „du Holdselige“. Er meint sogar, er hätte noch besser „du liebe Maria“ übersetzen sollen.

Mit einer exakten und soliden wissenschaftlichen Arbeit greift der katholische Kirchenhistoriker Klemens Honselmann in die seit 1957 geführte Debatte über den Thesenanschlag Luthers ein. Seit damals ist es nämlich fraglich geworden, ob Luther tatsächlich seine 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an die Schloßkirche in Wittenberg angeschlagen hat. Honselmanns Arbeitsmethode besteht in der Untersuchung der ältesten Drucke der Ablaßthesen und in der Auswertung der brieflichen Äußerungen Luthers über sein Vorgehen in der Ablaßangelegenheit. Das Ergebnis: Luther habe am 31. Oktober zwar an den Erzbischof von Magdeburg geschrieben, um ihn zur Zurücknahme seiner Ablaßinstruktion zu bewegen; er hätte auch die schon ausgearbeiteten Ablaßthesen beigelegt, aber der Anschlag an die Kirchentür habe nicht stattgefunden. Luther habe nämlich damals noch nicht die Absicht gehabt, mit dieser Sache an die Öffentlichkeit zu treten. Da jedoch Honselmann den 31. Oktober 1517 weiterhin als Beginn der Reformation ansieht, dürfen alle Evangelischen diesen Täg auch in Zukunft mit Recht feiern.

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