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Die beiden Iberer

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Drei Gründe waren es, die Portugals Premier C a e t a n o ver. anlaßten, seinen ersten europäischen, Auslandsbesuch Spanien abzustatten: die Aktualisierung und zehnjährige Verlängerung des vor 31 Jahren geschlossenen iberischen Paktes, seine Erweiterung auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Anbahnung eines kulturellen Verständnisses zwischen den beiden iberischen Nationen.

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Drei Gründe waren es, die Portugals Premier C a e t a n o ver. anlaßten, seinen ersten europäischen, Auslandsbesuch Spanien abzustatten: die Aktualisierung und zehnjährige Verlängerung des vor 31 Jahren geschlossenen iberischen Paktes, seine Erweiterung auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Anbahnung eines kulturellen Verständnisses zwischen den beiden iberischen Nationen.

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Dieser Pakt, der überhaupt der erste war, den Franco-Spanien mit einem anderen Staat schloß, bedurfte dringend einer Anpassung an die heutigen weltpolitischen Verhältnisse. Um als Glied in der Kette der westlichen Verteidigung praktischen Wert aufzuweisen, wurde die stillschweigende Implizierung der überseeischen Besitzungen Portugals, die einen integrierenden Bestandteil dieses Landes bilden, durch die Umbenennung des spanisch-portugiesischen Bündnisses in „Peninsularer Pakt“ vorgenommen und dadurch außerdem Spanien der theoretisch bisher darin eingeschlossenen Verpflichtung,' seinem Nachbarstaat in dessen Kolonialkrieg militärische Unterstützung zu leisten, entbunden. Darüber hinaus ergibt sich für Spanien durch die Beschränkung des Pakets auf die Halbinsel neben seinem Stützpunkt-und Verteidigungsabkommen mit den USA eine weitere Möglichkeit, über das NATO-Mitglied Portugal der NATO näherzurücken Wenn Portugals Premier erklärt, daß „die Zukunft Portugals im europäischen Zusammenhang zu sehen ist“, so meint er dies vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Zwar ist seinen Worten nach die wirtschaftliche Entwicklung Portugals in den letzten zwei Jahren nicht zurückgegangen, sondern nur sein Bruttonationalpro-dukt, aber die 40 Prozent des Budgets aufzehrenden Kriegslasten bedeuten einen Aderlaß, dem Portugals ökonomische Gesundheit auf die Dauer nicht gewachsen sein dürfte. Eine Stärkung aus Europa, die allerdings kaum von der EFTA zu erwarten ist, tut not. Sie soll einerseits erreicht werden über die Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Spanien und einer Parallelschaltung der sich bisher unabhängig voneinander entwickelnden Wirtschaften der beiden Länder, die in dem in Madrid unterzeichneten Zusatzprotokoll festgesetzt wurde, und anderseits durch eine intensivierte Projektierung des portugiesischen Handels über Spanien in die EWG-Länder, mit denen in Kürze ein Zollvorzugsabkommen unterzeichnet wird. Eine weitere Entwicklung in dieser Richtung, die in den kommenden sechs Monaten zu erwarten ist, bildet die Schaffung einer Freihandelszone zwischen Spanien und Portugal, das Mitglied der EFTA ist.

Das neben einem Vertrag über wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit unterzeichnete Zusatzabkommen schließt eine bisher offiziellerseits nur mit einem schmalen Steg überbrückte Lücke. Die geographische und bis ins 13. Jahrhundert auch historische Verbundenheit Spaniens und Portugals soll durch die Weckung und Förderung des kulturellen Verstehens erweitert werden. Vielleicht gelingt damit, wenn nicht das Entfachen einer Liebe zwischen den beiden Nachbarvölkern, so doch zumindest eine Abschwächung ihrer unverhüllten gegenseitigen Abneigung. Marcelo Caetano hat mit seinem Charme und seiner für spanische Verhältnisse erfrischenden Offenheit gegenüber der Presse einen ersten Schritt auf dem Pfad der verständnisbereiten Annäherung des portugiesischen und des spanischen Volkes getan.

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