Es ist ein Sonderbares um die Kirche

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Wir wissen, dass die katholische Kirche seinerzeit aus der Welt gefallen war und das Zweite Vatikanum sie wieder ein Stück in die Welt verfrachtet hat, ohnehin mit Behutsamkeit. Seitdem hat die Reform der Kirche in den unteren Etagen stattgefunden, wo Priesterschaft und Kirchenvolk neue Arrangements gefunden haben, die "da oben" längst noch nicht angekommen sind. Missgriffe beim Personal -da half auch nicht immer der Beistand des Heiligen Geistes. Pädophilie als System. Nicht sinnvoll rechtfertigbare Unzeitgemäßheit -über Frauen, Zölibat etc. muss man eigentlich gar nicht mehr reden.

Nun also das nächste Kapitel in Kärnten. Das "Fußvolk" gönnt längst den Priestern ihre Freundinnen, hegt aber gewisse Bedenken auf der Bischofsebene. Dann kommen Ungeschick und Misswirtschaft hinzu, wobei es sicher auch Abwägungsfragen gibt. Aber deprimierend ist einmal mehr das Krisenmanagement der "Amtskirche". Verstehen sie wirklich nicht, was läuft? Missstände will man über Jahre hinweg nicht sehen und tut hinterdrein so, als hätte man nichts gewusst. Wenn offenbar wird, dass man es doch gewusst hat, redet man sich darauf hinaus, dass man eigentlich nicht zuständig ist. Eine Herumdruckserei, die immer alles auf Rom abschieben will. Wozu dann ein Kardinal, ein Metropolit, ein Nuntius? Im nächsten Schritt bestellt man ein bereits involviertes Prüforgan (wo doch auch die kirchliche Rechtslogik "Befangenheit" kennt).

Erfreulich am Anlassfall ist der steigende Mut der Basis, der unteren Funktionäre, der Domherren etwa, die erkannt haben, dass die Hierarchen ihnen in Wahrheit nichts tun können. Gerade der Niedergang der Kirche verschafft nicht nur den Gläubigen mehr Macht, sondern auch dem Personal. Schließlich hat man jeden Einzelnen bitter nötig. Dort - vor Ort - ist ohnehin die Stelle, an der Kirche noch glaubhaft verkörpert wird.

Der Autor ist Soziologe an der Universität Graz

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