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Es gibt immer mehr Drogen an Österreichs Schulen

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De neuen Trends zeigen in (Richtung einer Verschlechterung der weltweiten Drogen-Situation. Besonders beunruhigend ist die Entwicklung in den ehemaligen Ostblockstaaten. Dort haben sich Kartelle etabliert, die sich mit Produktion und Handel von Drogen befassen. So sind zum Beispiel in einem Chemie-Unternehmen in Ungarn auf Aufforderung einer niederländisch-ungarischen Joint-venture-Firma beträchtliche Mengen von hallozinogenen Amphetaminen (Aufputschmittel) hergestellt worden. Millionen von Tabletten seien konfisziert worden.

Gottfried Machata, österreichisches Mitglied im Internationalen Suchtstoff-Kontrollrat (INCB): „In Osteuropa werden viele neue pharmazeutische Unternehmen geschaffen, deren Kontrolle durch die Ministerien unzureichend ist. Diese Unternehmen sind daher ausnutzbar für die illegale Herstellung synthetischer Drogen.”

Nach wie vor kommen 70 bis 80 Prozent des in Europa beschlagnahmten Heroins aus Asien. Es haben sich jedoch die Schmuggelwege verlagert. Durch die Ostöffnung und die Zustände im ehemaligen Jugoslawien hat die „Balkan-Route” an Bedeutung verloren und der Weg über den ehemaligen Ostblock gewonnen. Machata: „Die Justiz sollte mit aller gebotenen Härte gegen Dealer vorgehen. Höchststrafen gehören ausgeschöpft. Einen ausländischen Drogenhändler müßte man ohne Wenn und Aber in seine Heimat abschieben.”

Im Kampf gegen die Drogenproblematik baut indes Wiens Stadtschulratpräsident Scholz auf die Schulärzte. Sie sollen im Kampf gegen Drogen als Verbündete gewonnen und zur Fortbildung auf diesem Gebiet verpflichtet werden. Denn die Statistik an österreichischen Schulen sieht nicht gerade rosig aus: Laut Meldungen aus den jeweiligen Bundesländern habe zum Beispiel jeder zweite 14- bis 15jährige Salzburger bereits Drogenerfahrungen und keine einzige höhere Kärntner Schule sei drogenfrei.

Haschisch weit verbreitet

Über Wiens höherbildende Schulen liegen ebenfalls Zahlen vor: Jeder fünfte Gymnasiast hat schon einmal illegale Drogen probiert. Jeder vierte hat Erfahrungen mit Aufputschoder Beruhigungsmitteln. 87 Prozent der AHS-Schüler haben Erfahrungen mit Alkohol.

Cannabis (Haschisch) ist die wei-testverbreitete illegale Droge, die an Gymnasien probiert wird. Das zeigt eine Studie des Boltzmann-Institutes für Suchtgiftforschung im Auftrag des Unterrichtsministeriums. Die meisten, die Haschisch probiert haben, können sich gut vorstellen, diese Droge wieder zu nehmen. Mit Kokain oder Heroin wollen die meisten „drogenerfahrenen” Schüler jedoch nichts zu tun haben.

Mehr als bedenklich ist die Angabe der Mehrzahl der 15- bis ^jährigen, daß sie leicht zu illegalen Drogen kommen können. Gleiches gilt für Psychopharmaka: Bei 22 Prozent der Jugendlichen, die dem Medikamentenkonsum nicht abgeneigt sind, gibt es zu Hause Beruhigungstabletten. Nur in fünf Prozent der Fälle wurden diese Medikamente vom Arzt verschrieben.

Der INCB fordert im Hinblick auf die weltweite Verschlechterang der Drogensituation auch eine weltweite Bekämpfung. Österreich hat hier noch eine schlechte Ausgangsposition. Es hat die sogenannte 71er Konvention, das ist die UN-Konvention aus dem Jahre 1971, über die offizielle Kontrolle psychotroper Substanzen noch immer nicht ratifiziert.

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