Der Mangel an Schwere

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Nun beginnt wieder die Fastenzeit. Es wird also wieder gefastet werden: weniger fernsehen, weniger Internet, weniger oder gar keinen Alkohol, einfaches Essen, ein bisschen freundlicher sein zu den Menschen usw. Es gibt auch das Suppenessen für den Preis eines Schnitzels, eine beliebte Methode, um Geld für Caritatives zu sammeln. All das hat einen gewissen Unterhaltungswert. Es bietet Gelegenheit, der staunenden Umwelt vorzuführen, wie sehr man Herr im Haus der eigenen Gelüste ist. Es ist eine harmlose Übung, um im Kreis Gleichgestellter und Gleichgesinnter ein paar entspannte Stunden zu verbringen.

Aber da nur mehr eine Minderheit an eine leibliche Auferstehung Christi glaubt und dementsprechend auch nur eine Minderheit im Horizont einer eigenen leiblichen Auferstehung lebt, ist diese ganze Fastenkultur völlig belanglos. Was in ihr an Geist zum Ausdruck kommt, hat ein so niedriges spezifisches Gewicht, dass mit ihm ein Ballon zum Steigen gebracht werden kann. Es geht himmelwärts, aber aus Mangel an Schwere.

Ein tieferer Sinn der Fastenzeit erschließt sich aus dem Bewusstsein der Schwere. Ich bin in diese Welt hineingedrückt. Ich kann mich nicht aus eigener Kraft über sie erheben. Das Fasten macht mir dieses Gewicht bewusst. Nach der Lehre der Bibel besteht das Fasten wesentlich im Einsatz für Andere. Doch auch darin bekomme ich das Gewicht der Welt immer mehr zu spüren.

Für die Christen ist die Fastenzeit Vorbereitung auf ein Fest, das Fest des Todes und der Auferstehung Jesu Christi. Der Tod gibt dem Leben äußerstes Gewicht. Die Auferstehung reißt das Leben aus der Verfallenheit in die Schwere. Ganz einfach und fromm gesagt: Aus Liebe nehme ich mit Jesus die Last des Lebens auf mich; hoffend vertraue ich mich der Liebe des Auferstandenen an, dass er mich von dieser Last befreie.

Unsere Gesellschaft braucht dringend Menschen, für die das Leben schwer wiegt. Die Leichtigkeit des Seins ist eine Lüge.

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