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An mehreren Fronten

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GLANZ UND TRAGIK DER KROATEN. Ernest BAUER, Verlag Herold Wien-München 1969. 106 Seiten. S 95.—

Ein Buch über die militärische Bedeutung der Kroaten war schon lange fällig. Man muß nur bedenken, welche Rolle die Angehörigen dieses Volkes durch die Jahrhunderte hindurch allein in der kaiserlich-österreichischen Armee gespielt haben. Von den „Crabathen“ Wallensteins, über die zum größten Teil aus ihren Reihen stammenden „Grenzer“ bis zu den Domobranenregimentern des k. u. k. Heeres haben die Kroaten immer wieder ein sehr charakteristisches Element im Bilde der Armee des Vielvölkerstaates gestellt. In der Kriegsmarine naturgemäß nicht minder. Der etwas rauhbeinige, aber warmherzige, einfache, nicht immer sehr gebildete, aber ungemein tapfere und absolut loyale und verläßliche Offizier kroatischer Nationalität gehörte gleichsam zu den Standardtypen in der bunten Schar der kaiserlichen Offiziere. Darüber hinaus haben die Kroaten keineswegs nur den Habsburgern gedient. Ähnlich den Schweizer Söldnern trifft man auch sie in ein und demselbsen Krieg nicht 'selten auf

beiden Seiten der kämpfenden Fronten. So etwa fochten Kroaten in französischen und preußischen Diensten nicht minder tapfer als unter dem Doppeladler. Und doch weiß man über all das relativ wenig. In der Tat vermißt man das eine oder andere. So z. B. hätte man sicherlich mit viel Nutzen etwas mehr über den „Uskoken-Krieg“, diese „Generalprobe“ des Dreißigjährigen Krieges, gehört. Auch das Kapitel über die Militärgrenze ist im Hinblick auf das ungemein zahlreich publizierte Material ein wenig kurz geraten. Bedauerlich ist ferner der Umstand, daß die Darstellung mit 1918 endet. Die Rolle der Kroaten im jugoslawischen Heer, schließlich die Geschichte der Wehrmacht des selbständigen kroatischen Staates und nicht zuletzt das Schicksal der kroatischen Legionsdivisionen der Deutschen Wehrmacht wäre nicht uninteressant gewesen. Auch einige Literaturhinweise hätte man gewiß dankbar begrüßt. Überhaupt ist der militär- und kulturgeschichtliche Aspekt gegenüber einer vorwiegend kriegsgeschichtlichen Betrachtungsweise etwas zurückgetreten. Immerhin ist das, was in dieser Hinsicht berichtet wird, interessant genug. Eij paar kleinere'Flüchtigkeitsfehler (S. 80: Generaloberst Weiden, statt Feldmarschalleutnant, S. 83: 14 statt 12 Isonzoschlachten, 35-cm statt 30.5-cm-Mörser) vermögen die wertvolle Information nicht zu trüben, die hier auf einem relativ engen Rahmen geboten wird.

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