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Schweres Erbe
Der englische Seasieg bei Kap Passaro und das Eindringen der Franzosen in Spanien zwangen Elisabeth Farnese zum Nachgeben und zur Entlassung Alberonis. 1720 erklärte Spanien sein Einverständnis mit dem Bestehenden, und Viktor Amadeus von Savoyen mußte statt Sizilien, das an Karl VI. kam, Sardinien mit dem Königstitel annahmen.
Von da an brachten die Bemühungen des Kaisers, seiner Tochter das Erbe zu sichern, immer neue Gelegenheiten für die zahlreichen Feinde der Dynastie. Schon 1713 hatte Karl VI. in der ersten Urkunde jener Reihe von Staatsakten, die als pragmatische Sanktion Geschichte werden sollten, erklärt, in Ermangelung von Söhnen könnten auch seine Töchter den gesamten Hausbesitz, der nicht geteilt werden durfte, erben. Zwischen 1720 und 1725 erkannten alle österreichischen Länder diese Thronfolgeordnung an. Voll strenger Rechtlichkeit bemühte sich aber Karl VI. auch um die Anerkennung der europäischen Mächte. Er erlangte die Unterschrift aller, außer der Zustimmung Bayerns, Sachsens und der Kurpfalz.
Aus Rücksicht auf diese Macht trat Karl VI. im polnischen Thronfolgekrieg (1733 bis 1738) für den russischen Thronkandidaten in Polen, den Kurfürsten von Sachsen, gegen Frankreich, Spanien und Sardinien ein, die den Schwiegervater Ludwigs XV., Stanislaus Leszynski, unterstützten. Das Ergebnis des ohne Glück geführten Krieges war der Verlust Neapel-Siziliens an eine Nebenlinie der spanischen Bour-bonen und einiger mailändischer Grenzstriche an Sardinien, während Parma von den eben ausgestorbenen Farnese übernommen wurde.
Weit schwerer wog der ebenfalls im russischen Interesse geführte zweite Türkenkrieg (1736 bis 1739), der nach Prinz Eugens Tod Serbien und die kleine Walachei, noch viel mehr aber an Ansehen und Geltung kostete. Beim Tode Karls VI. vvaren seine Verträge kein sicherer Schutz mehr, und dunkel lag die Zukunft vor der jungen Frau, der die Kem-macht Europas zugefallen war.
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