indonesiens neuer Barack obama

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Als Barack Obama 2010 Jakarta, die Stadt seiner Jugend, besuchte, mag er sie kaum wiedererkannt haben: Damals, in den späten 1960er-Jahren, prägte noch Dorfidylle mit Federvieh das Straßenbild, heute sieht man stattdessen verstopfte Straßen, gläserne Wolkenkratzer, schicke Restaurants, eine restaurierte Altstadt, mehr als 150 Shopping-Malls, darunter die größte Südostasiens, und eine vitale Clubszene. Im Windschatten von China und Indien wächst eine Wirtschaftsmacht, die, so das McKinsey-Institut, eine Funktion als Konjunkturlokomotive übernehmen könnte. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 638,62 Milliarden Euro im Jahr 2012 und einem Wachstum von rund 6,2 Prozent ist Indonesien die größte Volkswirtschaft Südostasiens und zweifellos eines der wenigen Emerging-Market-Länder, das heute stärker wächst als in den Boomjahren 2003 bis 2007. Indonesien gilt seit den Wahlen 2004, nach drei Jahrzehnten Suharto-Diktatur, der mehr als eine Millionen Menschen zum Opfer fielen, als demokratischer Staat, der drittgrößte nach Indien und den USA.

Der erste direkt vom Volk gewählte und noch bis Juli amtierende Präsident Susilo Bambang Yudhoyona hat einiges unternommen, um die günstige Lage inmitten einer dynamischen Wirtschaftsregion zwischen Asien und Australien und dem Indischen und Pazifischen Ozean zu nutzen. Selbst am Höhepunkt der Wirtschaftskrisen stiegen das BIP und Währungsreserven dank dominierenden Binnenmarktes, die Zentralbank hat die Inflation weitgehend im Griff.

Nicht alles ist "SBY", so nennen die Indonesier ihren 2009 wieder gewählten Präsidenten, aber gelungen: Das Energieproblem etwa. Zwar zählt Indonesien zu den größten Kohleexporteuren der Welt, den Eigenbedarf kann das Land aber kaum mehr decken, Stromausfälle stehen an der Tagesordnung. Wind-und Solarenergie klingen für Indonesien naheliegend, tatsächlich kamen entsprechende Vorhaben kaum über Planungsvorhaben hinaus. Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass Indonesien, um die Versorgung der Bevölkerung zu garantieren, Reis und Salz teuer importieren muss, obgleich es beide Rohstoffe in Hülle und Fülle billig exportiert.

Am neunten April haben rund 190 Millionen Indonesier ein neues Parlament gewählt. Yudoyona darf bei der Präsidentschaftswahl im Juli kein drittes Mal antreten. Diesmal siegt voraussichtlich die Oppositionspartei "Demokratische Partei des Kampfes", dessen unangefochtener Star Joko Widodo ist. Das offizielle Endergebnis wird voraussichtlich im Mai bekannt gegeben. Der 52-jährige Widodo ist ehemaliger Möbelfabrikant und seit 2012 Gouverneur von Jakarta. Zweitstärkste Kraft wurde nach den Prognosen die Golkar-Partei des früheren Diktators Suharto mit etwa 15 Prozent Stimmenanteil. Parteienloyalität ist in Indonesien wenig ausgeprägt, es geht vielmehr um Personen. Eine Reihe von ungewöhnlichen Kandidaten - vom Model bis zum Softporno-Star - wollen Sitze im Parlament für sich gewinnen.

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