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Theater und Mensch

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Schon längst gehört der Name Caspar N e h e r zum Bestand der Geschichte des deutschen Theaters, seine Bühnenbilder, in Zusammenarbeit mit den bedeutendsten Regisseuren entstanden, sind aus dem 20. Jahrhundert nicht wegzudenken und haben seit vierzig Jahren stilbildend gewirkt. So viel aber von seinen Arbeiten auch an Anregungen ausging, er selbst bleibt unnachahmlich, sein Werk die Manifestation einer starken, geschlossenen Persönlichkeit. In den Ausstellungsräumen der Akademie der bildenden Künste, an der Caspar Neher wirkt, stellt das Wallraf-Richarz-Museum, Köln, nun einen Überblick über sein gesamtes Schaffen zur Schau. Die zahlreichen gezeigten Szenen- und Kostümentwürfe, als graphische Blätter schon von großem Reiz und eindringlicher Atmosphäre, demonstrieren eine Auffassung der Bühne, die gegen das Illusionstheater, gegen das Bühnenbild als Dekor gerichtet ist. Der Bühnenraum, den Neher gestaltet, ist ein imaginitiver und imaginärer, der auf die Wirklichkeit nur so weit Bezug nimmt, als sie ihm zur Verwandlung dient. In ihrer sparsamen Farbigkeit, meist in grauen oder gebrochenen Tönen gehalten, gewinnt die Szene magische Transparenz und Doppelbödigkeit, die das Geschehen auf ihr um so stärker profiliert, als sie ihm die Bedeutung, des Gleichnishaften, Lehrhaften und Einmaligen verleiht, indem das Drama, die Oper, kulminieren. Ihre Kargheit ist poetisch, verdichtet und schafft dem Menschen, der in ihr agiert, einen Raum, der sich der Vorstellung öffnet. Sie ist nicht symbolistisch, sondern elementarer Natur und nicht nur vom Wissen, sondern vom Verstehen der Geschichte des Bühnenbildes getragen. Nehers Bühnenbilder drücken immer Einsichten aus: in den Autor, das Stück und die Besonderheit des Menschseins unserer Zeit. Sie sind zutiefst humanistisch im besten Sinne: vornehm und nobel, menschlich und wurzeln sie in einer Tradition, die sie wieder von zeitloser Eindringlichkeit erscheinen läßt. Es muß als äußerst glücklicher Umstand gewertet werden, daß Caspar Neher von der Wiener Akademie der bildenden Künste als Lehrer gewonnen wurde.

In der Galerie „Junge Generation“ legt der 1936 geborene Maler Jürgen Messensee mit einer Ausstellung von Graphiken und Ölbildern eine Talentprobe ab. Die Arbeiten zeigen ihn noch auf der Suche nach Form, nicht nur eigener, verraten aber trotz Eindeutigkeit der Vorbilder (Beckmann, Matisse) genug über die Möglichkeit eines eigenen Weges, dessen Wert im Anschluß an die ungebrochene Tradition plastischer Raumdarstellung liegen kann.

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