6764586-1968_29_06.jpg
Digital In Arbeit

NPD nicht mehr zu stoppen?

Werbung
Werbung
Werbung

Das Wahlergebnis des drittgrößten Bundeslandes • - der ' Bundesrepublik Deutschland, Baden-Württeinberg, hat die Aufmerksamkeit vor allem auf die rechtsradikale „National- demokratische Partei Deutschlands“ (NPD) gelenkt, die mit einem Stimmenanteil von 9,8 Prozent ihren bisher größten Wahlerfolg bei einer sehr schwachen Wahlbeteiligung erzielen konnte. Die NPD konstituierte sich am 28. November 1964, nachdem der Betonfabrikant Fritz Thielen, damals Abgeordneter der konservativen „Deutschen Partei“ (DP) in Bremen, zu einer Gründungsversammlung in Hannover eingeladen hatte. Den Kern der neuen Partei, die sich zunächst als Dachorganisation verschiedener kleiner rechter Gruppierungen verstand und eine Doppelmitgliedschaft zuließ, bildete die „Deutsche Reichspartei“ (DRP) unter der Leitung von Thaddens. Diese Partei stellte bald das Gros der Mitglieder und Funktionäre, die Parteizeitung — aus dem „Reichsruf“ wurdet die „Deutschen Nachrichten“ — und einen einflußreichen rechtsradikalen Verlag. Neben der DRP, die in den fünfziger Jahren in den Landtagen von Niedersachsen und Rheinland-Pfalz vertreten war, stießen noch andere Splitter von der Rechtsaußenperipherie der politischen Landschaft zur NPD — daneben aber auch Politiker von verfassungstreuen Parteien wie der „Deutschen Partei“ und des „Gesamtdeutschen Blocks — BHE“, die im Zuge der Entwicklung zum Zweibis Dreiparteienstaat zerrieben worden waren.

Auf ihrem erstell Bundesparteitag im Mai 1965 in Hannover begann die Entwicklung vom losen Dachverband zur Mitgliederpartei. Die DRP, auf deren Basis die NPD-Organisa- tion weitgehend aufgebaut wurde, löste sich nach ihrem nahezu völligen Aufgehen in der NPD im Dezember 1965 freiwillig auf. Den Konzentrationsbemühungen auf dem äußeren rechten Flügel leistete zunächst die Gründung einer „Aktionsgemeinschaft unabhängiger Deutscher" (AUD), in der sich 1965 verschiedene rechtsradikale Gruppierungen wie etwa die „Deutsche Gemeinschaft“ zusammenschlossen, Abbruch. Obgleich sich fast alle Rechtsaußenparteien hi einem dezidierten

Antiamerikanismus einig waren,. so. vertritt doch die AUD-gegenüber der NPD ein ausgeprägteres neutralistisches Konzept.

Bei der Bundestagswahl vom September 1965 erhielt die NPD 664.193 Stimmen, 2,1 Prozent, und fiel deshalb unter die 5-Prozent-Klausel des Wahlgesetzes. Am 27. März 1966 beteiligte sie sich an der Wahl zur Hamburger Bürgerschaft (dem Landtag Hamburgs) und konnte 3,9 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen auf sich vereinigen, aber wegen der 5-Prozent-Hürde kein Mandat erringen. Der Mißerfolg bei der Hamburger Wahl veranlaßte die NPD, keine Liste für die Landtagswahl vom 10. Juli 1966 in Nordrhein-Westfalen, wo sie sich damals keine Chancen ausrechtaete, einzureichen. Bei dieser Wahl im größten

Bundesland, die für die politische ( Weichenstellung in der Bundesrepublik von großer Bedeutung war, wollte sie bei ihren potentiellen Wählern auf keinen Fall den Eindruck aufkommen lassen, es sei ja doch aussichtslos, NPD zu wählen. Obgleich die Führung offiziell in den Händen von Fritz Thielen, einem mehr nationalkonservativen Manne, lag, hatte von Thadden, der schon einmal nach 1949 als jühgster Abgeordneter des Ersten Deutschen Bundestages durch rechtsradikale Reden hervorgetreten war und immer wieder in den rechten Randzonen erfolglos agitierte, den Apparat der Partei in den Händen. Ihm verdankte es die NPD, daß auf ihrem Karlsruher Parteitag im Juni 1966 rund 1200 Delegierte etwa 20.000 Mitglieder vertraten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung