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Verlegergewinn mehr als eine Million Dollar

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Über den Verlag Praeger gibt das Fachblatt „Publishers Weekly“ vom 26. September 1960 erschöpfend Auskunft. Friedrich A. Praeger ist Wiener und emigrierte 1938 nach Amerika, wo er sich mit dem Vertrieb von Büchern befaßte. Im Frühjahr 1950

alarmiert werden können. Ihr Korrespondent ist froh, nicht unter einer ähnlichen Zahl abonniert zu sein.

Auch für die langmütigste Regierung ist somit der Moment gekommen, mit aller Energie gegen eine Organisation vorzugehen, die ihren Apparat geraume Zeit nahezu ungestört zu voller Blüte entwickeln konnte. Die ersten Maßnahmen lassen klar erkennen, daß man nun entschlossen ist, das Übel bei der Wurzel zu packen. Alle ausländischen Journalisten nämlich, denen Salan und andere führende Persönlichkeiten der OAS ein Interview gewährten oder gewähren, werden sofort des Landes verwiesen — wegen staats traf er den Holländer Moritz Dekker, der damals Präsident des „Interscience Publishers“ war, und fragte ihn um Rat, da er Herausgeber werden wollte. Dekker gab ihm die für einen Amerikaner immerhin klassische Antwort, er möge sich die letzte Nummer des „Londoner Buchverzeichnisses“ an- sehen. In dem Verzeichnis fand Praeger das Buch von Prof. Kelsen „Das Gesetz der Vereinten Nationen“, das bei Stevens & Sons Ltd. London erschienen war, und machte sich erbötig, es auf den amerikanischen Markt zu bringen. Der Londoner Verlag überließ ihm noch ein zweites Buch, „International Law and Human Freedom“,

und bekam von Praeger nach einem Jahr 6000 Dollar, von denen allerdings 4000 nicht Praeger gehörten. Er mußte sie sich ausborgen, um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können. In den folgenden Jahren erschienen etliche Bücher im Verlag Praeger, bis er dann das Manuskript von „The New Class“ in die Hände bekam. Er erkannte sofort den ungeheuren Wert dieses Manuskripts, begann mit der Reklame und gab im Verlauf von vier Jahren fünfzig Auflagen heraus. Allein das Unternehmen F. Praeger verkaufte in dieser Zeit mehr als 3,000.000 Exemplare in englischer und mehr als

1,500.000 Exemplare in anderen Sprachen. „Publishers Weekly“ bemerkt hiezu, daß es ein einzig dastehender Rekord war und daß Praeger nunmehr in die City übersiedelte, wo er ein hochmodernes Büro am University Place in Manhattans Greenwich Village eröffnete und 24 Angestellte beschäftigt. Praeger selbst schätzt seinen Gewinn aus dem Djilas-Buch auf 1,100.000 Dollar.

Während Djilas noch im Gefängnis in Mitrovica war, trat der Bestseller seinen Siegeszug an, aber Frau Djilas, die sich in drückender Not befand (sie hatte eine Bezahlung von 18.000 Dinar = 750 österreichische Schilling), bekam vom Verlag Praeger nur zwei Pakete mit je 50 Exemplaren des Buches ihres Gatten. Da sie Angst hatte, die in Jugoslawien verbotenen Bücher zu behalten, sandte sie sie zurück, was mit namhaften Kosten verbunden war.

Djilas hatte kein Papier in der Hand

Als Milovan Djilas nach vier Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde, wandte er sich unverzüglich an den Verlag Praeger wegen eventueller Honorare oder Tantiemen, da er nach amerikanischem Gesetz rund 240.000 Dollar (zirka sechs Millionen österreichische Schilling) zu bekommen hatte. Aber jetzt begann ein Katz- und-Maus-Spiel, das auch heute noch irgendein Honorar oder Entschädigung, da er vor der Herausgabe keinen Vertrag mit Praeger unterschrieben hätte. „Laut amerikanischem Recht muß eine Honorarforderung in einem schriftlichen Kontrakt festgelegt sein. Da ein Kontrakt aber nicht besteht, hätte Herr Praeger keinerlei finanzielle Verpflichtungen gegenüber Herrn Djilas.“ Im Juli 1961 mengte ich nun die „North American Newspaper Alliance“ ein, griff den Fall auf und sandte einen ihrer Leute nach BelgTad. Diesem erklärte Djilas, er hätte ohne weiteres einen Vertrag unterschrieben — doch wäre er dazu nicht in der Lage gewesen. „Ich war im Gefängnis, und man erlaubte mir damals nicht einmal, meiner Frau zu schreiben.“ Ferner erklärte Djilas dem Vertreter der „Alliance“, er für seine Person verzichte auf das Honorar, Praeger möge es aber Dr. Albert Schweitzer als Geschenk zukommen lassen. Nun erst, anscheinend unter dem Druck der „Alliance“, gab Praeger erstmalig eine Erklärung ab. Er sagte, er wäre bereit, Herrn Djilas sein Honorar zukommen zu lassen, hätte aber Angst, die jugoslawische Regierung würde dieses Geld „nationalisieren". Prompt antwortete Djilas, diese Behauptung wäre lächerlich, da kann ich nicht, da ich den vom amerikanischen Gesetz verlangten Kontrakt nicht besitze, und ohne diesen bekomme ich nicht einen Cent.“

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