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Tradition in unserem Motorwesen

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Zwei Ereignisse sind so recht geeignet, die Tradition im österreichischen Motorwesen auch jenen vor Augen zu führen, für die die Zeit, in der Österreich ine Großmachtstellung im Kraftfahrwesen einnahm, nur vom Hörensagen oder aus Geschichtsquellen bekannt ist. Das eine spielte sich Ende November in Floridsdorf anläßlich der Übernahme von drei für das Heer bestimmten allradgetriebenen Mannschaftswagen bei der ÖAF (Österreichische Automobilfabriks AG) ab, das andere wirft seine Schatten bereits voraus, obwohl es erst im Mai nächsten Jahres stattfindet: der Weltkongreß für Kraftfahrtmedizin, ein Anlaß, bei dem man mit Staunen feststellt, daß es bereits vor 60 Jahren eine Vereinigung kraftfahrender Ärzte — übrigens nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland — gegeben hat.

Es war keine Pressekonferenz im landläufigen Sinne des Wortes, sondern eher ein kleines Volksfest, das bei der Übergabe der erwähnten drei Husaren vor sich ging. Wohl waren Journalisten, auch vom Rundfunk und vom Fernsehen, speziell jedoch von der Fachpresse, erschienen, aber die Atmosphäre der Feier hatte einen durchaus persönlichen Charakter, sogar der Minister für Landesverteidigung, Dr. Georg Prader, der ursprünglich der Übergabe nur kurz beiwohnen wollte, verweilte längere Zeit im Gespräch mit Arbeitern und Angestellten und nahm auch an einem gemeinsamen Mittagessen inmitten von Arbeitern in der Kantine des Werkes teil.

Bei dem Mannschaftswagen der Type Husar, der in langjähriger Entwicklungsarbeit von der ÖAF und von den Heeresstellen gebaut wurde, handelt es sich um eine gelandegängige Type, die 1,5 Tonnen im Gelände und 2,5 Tonnen Nutzlast auf der Straße trägt, 65 Prozent Steigfähigkeit erreicht, eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h und eine Minimalmarschgeschwindigkeit von 3,5 km/h aufweist. Wie der Minister betonte, sollen naoh und nach die aus dem Ausland stammenden Typen der Heereskraftfahrzeuge durch heimische Erzeugnisse ersetzt werden. Die leichten Haflinger und Pinzgauer und die schweren Steyr-Lastwagen, respektive die Saurer-Panzer werden nunmehr durch die leichten Husaren eine erwünschte Ergänzung erfahren, vorausgesetzt natürlich, daß die harten Erprobungen zugunsten des neuen Fahrzeuges ausfallen. Man spricht von einer Mindestdauer der Prüfungen von einem Jahr. Es ist kaum anzunehmen, daß die mit großer Sorgfalt durchkonstruierten neuen Fahrzeuge den Anforderungen nicht entsprechen könnten, wurden doch werksseitig zahlreiche Versuchsfahrten auf normalen Straßen und im Gelände unbeladen und unter Last durchgeführt, die zur größten Zufriedenheit der Experten ausgefallen sind.

Die ÖAF knüpft mit der Übergabe der drei Lastwagen an die Tradition vor 30 Jahren an; damals wurden die letzten Heeresfahrzeuge an das Bundesheer der Ersten Republik verkauft, nachdem bereits zur Zeit der Monarchie „Austro-Fiat“-Lastwagen für die Militärverwaltung als sogenannte Subventionstypen geliefert worden waren. Man sieht also, daß die ÖAF durchaus kein Neuling in der Konstruktion von jenen Fahrzeugen ist, die speziell auf den Bedarf der österreichischen Landesverteidigung abgestimmt sind.

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