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Verluste der Kommunisten

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Aber die Kommunisten haben an Stimmen, an prozentuellem Anteil und an Sitzen verloren. Im Norden, in der Mitte, im Süden. In den genannten acht Provinzhauptorten sind sie von 29,1 auf 27,5 Prozent zurückgegangen, das bedeutet, daß sie hier die relative Mehrheit eingebüßt haben. Denn gleichzeitig sind die Christlichdemokraten von 28,9 auf 30,3 Prozent vorgerückt, mit einem ebenso wirklichen Stimmengewinn. In den drei Provinzen ergeben die Resultate ein entsprechendes Bild, auch hier besitzen die Kommunisten nicht mehr die relative Mehrheit. In Rom, Stadt und Provinz, wird es wieder möglich sein, eine arbeitsfähige Mehrheit der linken Mitte zu bilden.

Die KP führt den Mißerfolg auf die „wütenden Angriffe seitens der „DC“ zurück, und daran ist etwas Wahres. Es ist wahr, daß die christ- lichdemckratische Partei den Wahlkampf besonders in seiner letzten Phase im Zeichen eines scharfen Antikommunismus geführt hat und daß es auch nicht an Mahnungen kirchlicher Stellen gefehlt hat, nur für „christliche“ und „demokratische“ Parteien zu stimmen. Der Versuch der KP-Führung, ein künstliches „Dialogklima“ zu schaffen, ist mißlungen. Er war so weit gegangen, daß der Parteisekretär Luigi Longo in einer kürzüichen Erklärung des Propräfel.ten der Kongregation für die Glaubenslehre, des Kardinals Alfredo Ottaviani, fast so etwas wie eine Anempfehlung der kommunistischen Liste, zumin dest ein agnostisches Verhalten des katholischen Wählers gegegnüber der KP erblicken wollte. Und es bedurfte einer ausdrücklichen Richtigstellung des Kardinals, um keine Unsicherheit und Zweifel aufkom- men zu lassen. Die KP mußte es in der letzten Phase aufgeben, die als „neue Mehrheit“ etikettierte alte Volksfrontidee anzuhieten, und selbst zu einem konzentrischen Kampf gegen die DC übergehen, vielleicht gegen ihren ursprünglichen Willen, ein Kampf, in dem sie dann unterlegen ist.

DC schreitet fort

Vom „Dialog“ war also in der abgelaufenen Wahlkampagne nichts zu spüren. Dafür zeigt das Wahlergebnis zum Mißvergnügen der einen und zur Genugtuung der anderen, daß in Italien die Wahlen immer noch im Zeichen des Antikommunismus gewonnen werden, daß die DC fortschreitet, wo sie sich fest und eindeutig gegen die KP stellt, und dort Stimmen verliert, wo sie wankend und zweideutig auftritt. Das Musterbeispiel dafür bietet Florenz. In der Zeit, da der Bürgermeister Giorgio La Pira in politischer Verzückung aus der Stadt ein „neues Jerusalem“ mit Hilfe der Kommunisten schaffen wollte, hat die DC von Wahl zu Wahl an Stimmen verloren; jetzt, da sie ihn über Bord warf und den angesehenen katholischen Schriftsteller Piero Bargel- lini zu ihrem Spitzenkandidaten machte, hat sie erstmals wieder prozentuell Stimmen gewonnen. Bei der Gelegenheit hat sich auch gezeigt, wie gering der Anhang La Piras in Wirklichkeit war: die Lapirianer, erzürnt über die Mißachtung ihres Abgotts, forderten die katholischen Wähler auf, gegen die DC zu stimmen. Sie sind dann den Kommunisten zugute gekommen.

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