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Hitchcock, Wallace — nicht mehr neu!

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Diesen beiden prominenten Spannungserzeugern beginnt allmählich der Atem auszugehen. Alfred Hitchcock, sonst meist mit Psychothrillern befaßt, mehr im Privatbereich abseitiger Naturen daheim, leistet auch der Agentenwelle seinem Tribut, allerdings im bewährten Hütchcock- Stäl. Seine Spanmingsmomente werden geschickt aufgebaut, stets in dem Augenblick, in dem die vorhergegangene Überraschung abzuklingen beginnt, ereignet sich eine neue, präzise und prompt, keinen Moment früher oder später. Man sollte meinen, dieses Rezept sei unfehlbar, doch mit der Zeit beginnt man die „Masche“ zu durchschauen, auch wenn sie souverän und originell zum Einsatz gelangt. Hitchcock verschmäht alle etikettierten Effekte, Gefährlichkeit bei Menschen und Situationen sieht zuerst gar nicht so gefährlich aus, er liebt die Harmlosigkeit, die plötzlieh in Bedrohlichkeit umschlägt, aber wie gesagt, mit der Zeit kalkuliert man dieses zu erwartende Umkippen automatisch ein und die Spannung schwindet. In seinem fünfzigsten Reißer „Der zerrissene Vorhang“ will ein amerikanischer Forscher die noch fehlenden Bestandteile einer großen und wieder einmal militärisch umwälzenden Erfindung von einem östlichen Erfinder holen und gibt sich deshalb als Verräter aus, der im östlichen Machtbereich arbeiten will. Bei genauerem Hinsehen merkt man allerdings manch naive Züge, wie es den Amerikanern überhaupt nur selten gelingt, die infernalische Maschinerie des Ostens glaubwürdig und gültig darzustellen. Julie Andrews und Paul Newman spielen das Liebespaar; Hansjörg Felmy und Wolfgang Kieling sind ihre deutschen Gegenspieler.

Deutschland bleibt seinem Edgar Wallace treu, nachdem er sich doch schon so manches Jahr als unerschütterlicher Kassenmagnet bewährt hat. Da sich aber auch hier allmählich Abnützungserscheinungen bemerkbar machten, polierte man die Geschichte mit Farben auf. „Der Bucklige von Soho" ist aber deswegen kaum sehenswerter geworden, denn auf Logik legte man auch diesmal erschreckend wenig Wert. So rollt also vor dem geduldigen Zuschauer das übliche Spiel von einer bösen und geschickt getarnten Verbrecherbande und einer hoffnungslos dummen Polizei ab, die zuletzt trotz Einsatzes eines Superdetektivs rein zufällig die Bösewichter entlarvt. Zwischendurch treibt auch Eddi Arendt — wie in jedem Wallace-Film aus. Deutschland — seine Späße, und eine Schar hübscher gefallener Mädchen bevölkert die Szenerie, allerdings nur solange, bis sie als Leichen aus dem Spiel genommen werden. Einige Ansätze zur Parodie verkümmern bald wieder in dem mörderischen Geschehen. Alfred Hohrer hat mit Hitchcock wirklich nur den Vornamen gemeinsam. Ansonsten hält er es mehr mit der deutschen Gründlichkeit bei Bösewichtern und Gruseleffekten. Die Wirkung allerdings ist mehr als bescheiden.

F"anz Antel zimmerte einen neuen Farbfilm unter dem Titel „00-Sex am Wolfgangsee“, den er publicity- mäßig durch Bilder von der Originalhochzeit von Waltraut Haas und Erwin Strahl aufzuwerten versuchte. Alles andere aber ist original Antel und damit ausreichend definiert.

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