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Bauernfreundschaft

In "Eine Schwalbe macht den Sommer" stehen zwei Menschen im Mittelpunkt, ohne dass der Blick des Zusehers zu tief in die Figuren eindringt, die von zwei wunderbaren Schauspielern zum Leben erweckt werden. Die Internet expertin Sandrine (Mathilde Seigner) wirft ihren Job hin, besucht die Landwirtschaftsschule und kauft sich einen Bauernhof in den französischen Alpen. Misstrauisch beäugt wird sie vom schroffen Altbauern Adrien (Michel Serrault), der beschlossen hat, noch eineinhalb Jahre am Hof wohnen zu bleiben. Der verbitterte Bauer hat anfangs nichts übrig für die junge Frau aus der Stadt, nur langsam entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft.

Der Film erzählt eine Geschichte über Träume und deren oft harte Prüfung durch die Wirklichkeit. Er spart die grausame Seite der bäuerlichen Existenz nicht aus: Aufnahmen von Schlachtungen oder der Totgeburt zweier Zicklein kontrastieren mit Bildern der ebenso erhabenen wie rauen Alpenlandschaft, von der man sich gedanklich wie physisch weit in die Lüfte erheben kann. Die im Sommer über den Almen lautlos kreisenden Gleitfallschirme versprechen Sandrine Freiheit, die Kälte und Dunkelheit des Winters lassen sie beinahe verzweifeln. Doch nichts wärmt besser als die tiefe Zuneigung eines anderen.

Michael Kraßnitzer

EINE SCHWALBE MACHT DEN SOMMER. Frankreich 2000. Regie: Christian Carion. Mit Michel Serrault, Mathilde Seigner, Jean-Paul Roussillion, Frédéric Pierrot. Verleih: Filmladen. 103 Min.

Tiefseedrama

Es scheint, als würden all die Fragen, die Luc Bessons Taucherepos "Im Rausch der Tiefe" aufgeworfen hat - es erzählt die Geschichte der beiden Weltklassetaucher Jacques Mayol und Enzo Maiorca, die sich gegenseitig zu immer tieferen Tauchgängen zwingen -, in "Ocean Men" beantwortet würden. Dem Team des neuesten IMAX-Streifens gelingt es auf einzigartige Weise, die Atmosphäre und Faszination, die vom Freediving (Tauchen ohne Sauerstoffflasche) ausgeht, in atemberaubende Bilder zu verwandeln.

Im Zentrum des Doku-Dramas stehen die beiden weltbesten Freediver, Umberto Pelizzari und Pipin Ferreras, die - ähnlich wie einst Mayol und Maiorca - unerbittlich um den Weltrekord kämpfen, während ihre Freundschaft am Wettbewerbsdruck zerbricht. Die Rivalität zwischen Pipin und Pelizzari ist bis heute so stark, dass sie sich selbst bei den Dreharbeiten nicht zu sehen wünschten, was der Qualität des Filmes keinesfalls schadet. Im Gegenteil, in jenen Szenen, in denen die beiden alleine mit sich und dem Meer gefilmt werden, kommen ihre Motive und ihre Abhängigkeit von der Tiefe auf eine solch berührende Art und Weise zum Ausdruck, dass es keiner Worte bedarf. Ein großartiger Film und eine unbedingte Empfehlung!

Lukas Grossebner

OCEAN MEN. USA 2001. Regie: Bob Talbot. Mit Umberto Pelizzari, Pipin Ferreras. Verleih: H5B5 Media AG. 40 Min. IMAX-Kino, Wien.

Schlangengott

Gott ist nicht tot. Er ist eine grausame Erfindung der Priester in Gestalt einer Python, der Jungfrauen geopfert werden müssen. Und was haben die Priester davon? Nebst Macht und Ansehen ihr sexuelles Vergnügen mit der Todgeweihten ...

Aufbauend auf einer westafrikanischen Legende um einen Mädchen verschlingenden Schlangengott erzählt Dani Kouyaté in "Sia - der Traum der Python" seine eigene Version der Geschichte. Im Original tötet der Verlobte der schönen Sia den Gott Python, um seine Braut zu retten, woraufhin das Land verflucht und von einer Dürre heimgesucht wird. In seinem Film rechnet Kouyaté schonungslos mit überlieferten Mythen ab, die nur dazu dienen, Mächtigen den Rücken zu stärken, indem das Volk in Angst und Schrecken gehalten wird. Dass all dies auch durchaus spannend und satirisch verpackt wurde, ist mit ein Grund, wieso es der Film aus Burkina Faso in europäische und nordamerikanische Kinos geschafft hat. Sabine E. Selzer

SIA - DER TRAUM DER PYTHON. Burkina Faso 2001. Regie: Dani Kouyaté. Mit Fatoumata Diawara, Sotigui Kouyaté. OmU. Verleih: Cinematograph. 96 Min.

Katzenfrau

Glück im Unglück hat der schüchterne Journalist Tibbe (Theo Maassen) in der holländischen Komödie "Die geheimnisvolle Minusch": Als ihm seine Chefredakteurin mit der Entlassung droht, wenn er am nächsten Tag keine grandiose Story für das Lokalblatt liefern kann, begegnet er der zauberhaften Minusch (Carice van Houten). Sie behauptet, eine Katze gewesen und auf unerklärliche Weise in einen Menschen verwandelt worden zu sein. Irritiert akzeptiert Tibbe die ungewöhnliche Dame als Gast in seiner Wohnung. Der Grund: Sie gibt an, Informant heißer Geschichten für die Zeitung zu sein - schließlich könne sie mit Katzen kommunizieren ...

Regisseur Vincent Bal ist es mit spielerischer Leichtigkeit gelungen, die Genres Abenteuer und Gefühlsromanze zu einem Filmkunstwerk mit surrealem Touch zu verweben. Mit witzigen Dialogen, markanten Darstellern und ausgefeilten technischen Tricks vermittelt er die Botschaft, etwas mehr auf Umwelt und Tiere zu achten. Ein liebenswertes Alltags-Märchen!

Carolin Baghestanian

DIE GEHEIMNISVOLLE MINUSCH - MINOES. Niederlande 2001. Regie: Vincent Bal. Mit Theo Maassen, Carice van Houten, Sarah Bannier. Verleih: Warner Bros. 86 Min.

Selbstdarstellerin

Die attraktive Mittfünfzigerin Birgit Heyn ist zentrale Figur und Hauptdarstellerin von "In Out - Bewege die Welt". Dieser Film bewegt freilich keine Welt, sondern nur Luft. Heyn begnügt sich damit, vor wechselnden Kulissen in passender Garderobe allein oder zu zweit, mit oder ohne Schwert, Tai-Chi zu tanzen. Das Meer, die Hundsheimer Berge oder Fernost - alles dient nur als Hintergrund zur Selbstdarstellung einer Frau, die um sich selbst kreist. Besonders deutlich wird ihre Eitelkeit, wo sie sich im eigenen Tanzstudio in mehreren Spiegeln vervielfacht. Das Publikum erfährt allerding weder, wie Heyn zum Tai-Chi kam, noch, was dessen Essenz ausmacht. Der Film "In Out", zu sehen im Wiener Votivkino, gibt keine Tai-Chi Energie. Er frisst nur Zeit. Isabella Marboe

IN OUT - BEWEGE DIE WELT. Österreich 2002. Regie: Christina Zurbrügg. Mit Birgit Heyn. Texte: Heinz R. Unger. Musik: Christina Zurbrügg, Michael Hudecek. Verleih: Gamsfilm. 48 Min.

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