Tony Blairs neue, alte Adresse: 10 Downing Street

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Tony Blair werde das irakische Abenteuer mit seinem Job bezahlen, meinten sie. Die Wähler trauten ihm nicht mehr über den Weg, und seine Partei wolle ihn loskriegen, sagten sie. Großbritanniens neuer Premier werde sein parteiinterner Rivale Gordon Brown, verteilten sie schon die Felle - alles richtig, alles falsch: Tony Blair kostet der britische Einsatz im Irak Stimmen, 58 Prozent der Briten glauben, ihr Regierungschef erzähle "Lügen, um die Wahl am 5. Mai zu gewinnen", und die Beliebtheit von Schatzkanzler Gordon Brown rangiert weit über der von Blair - trotzdem: Anthony Charles Lynton Blair sichert sich mit einem dritten Wahlsieg in Folge am Christi-Himmelfahrts-Donnerstag endgültig einen Platz in den Annalen seiner Partei und Großbritanniens: Vor ihm hat es die Labour Party nicht einmal geschafft, zwei Legislaturperioden hintereinander am Ruder zu bleiben.

Mit Blair kommt Labour am 2. Mai 1997 mit einer überwältigenden Mehrheit nach 18 Jahren konservativer Regierungszeit an die Macht. Seine Wahlkämpfe - damals und heute - sind geprägt vom "Kult der Mittelschicht", wie Blairs Gegner sein Werben um die Mittelschicht und die proletarischen Aufsteiger nennen. Für seine Vor-Vorgängerin und Labour-Feindbild Margaret Thatcher, hegt Blair durchaus Bewunderung, für die "Revolution" der "Eisernen Lady" findet er lobende Worte: "Vieles war notwendig und richtig, das werden wir behalten. Ihre Fehler und Exzesse werden wir korrigieren."

Blairs Anerkennung für Thatcher mag auch mit seiner Herkunft zusammenhängen: Tony Blair wird am 6. Mai 1953 in Edinburgh als Sohn eines konservativen Politikers geboren. Er wächst in Nordost-England auf und vertritt seinen heimischen Wahlkreis, den Bergarbeiterdistrikt Sedgefield, im Unterhaus. Nach Abschluss einer exklusiven schottischen Privatschule studiert er Jus in Oxford, wo er als Gittarist der Rockband "Ugly Rumours" keinen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. So wie seine Frau Cherie, die Blair 1980 heiratete, wird er Anwalt in London mit dem Spezialgebiet Gewerkschaftsrecht. 1983 erringt er sein erstes Parlamentsmandat und sein innerparteilicher Aufstieg beginnt: Er wird Schattenminister für Energie- und später für Arbeitsmarktpolitik und für Inneres und formuliert die Politik der Partei gegenüber den Gewerkschaften neu.

Als Labour-Chef John Smith 1994 stirbt, setzt sich Blair bei der Wahl des Nachfolgers gegen den engen Smith-Mitarbeiter Gordon Brown durch. Aus Labour macht Blair "New Labour" - und trotz Irak-Krieg, trotz Lügen und trotz parteiinterner Rivalen: Glückwunschtelegramme ob der gewonnen Wahl an Tony Blair, seine Frau und seine vier Kinder sind weiterhin an die altbekannte Adresse zu senden: 10 Downing Street, London. WM

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