7116969-1996_19_07.jpg
Digital In Arbeit

Muttertag

Werbung
Werbung
Werbung

Am kommenden Sonntag feiern wir Muttertag. Einmal im Jahr tritt das Engagement, der Einsatz, die Selbstlosigkeit jener Frauen in den Vordergrund, denen alle Menschen viel verdanken,'mindestens die Mühen der Kindeserwartung und der Geburt. Dies gilt abgesehen von jedem kommerziellen Hintergrund und jeder (auch politischen) Mythologisierung des Mutterseins. Das hat auch seine bleibende Bedeutung, die Aufgabe der Mutter zu ent-mythologisieren.

Natürlich: „Frau" und „Mutter" sind heute gesellschaftlich nicht mehr einfach gleichzusetzen; zu recht wurde das Rollendenken ent-

flochten. Dabei übersieht die Gesellschaft aber vielleicht doch etwas schnell, daß die Anfänge und das Heranwachsen menschlicher Existenz unendlich viel Fürsorge, Wärme, Nähe, Liebe und Bereitschaft erfordern, eben insgesamt ein Engagement, das sich nicht in eine Arbeitsstundenwoche umrechnen läßt.

Sind Staat und Gesellschaft nicht um Rahmenbedingungen besorgt, die solches Engagement möglich, vielleicht auch nur erträglich machen, wird spätestens die nächste Generation die Rechnung bitter bezahlen. Denn aus der gesamten Natur wissen wir: Nestwärme läßt sich durch nichts ersetzen. Damit ist

nicht in erster Linie oder ausschließlich eine finanzielle Absicherung gemeint. Vielmehr stellt sich die Frage nach der öffentlichen Meinung, die zunehmend jene diskreditiert, welche „nur" (Hausfrau und) Mutter sind. Erwerbsprozeß ist das eine, Lebensprozeß das andere. Freie Wahl, auch für die Frau, ist begrüßenswert: Ist die Wahl für die Frauen tatsächlich noch frei? - Wo stehen hier die Gesellschaft, der Staat, die Religionsgemeinschaften? Wie verhalten sich die Männer, die Ehemänner und Partner?

Auch wenn der Vater im Hinblick auf die Kinder stärker in Pflicht genommen wird als in

früheren Zeiten: Die psychologische Differenz zwischen Mutter und Vater kann auch durch Gleichheitsdenken nicht nivelliert werden. Trotzdem zugegeben: Zum Muttertag gehört auch der Vater. Das ist wohl eine Binsenweisheit, wenn sie sich auch verschieden konkretisiert. Für glaubende Menschen mag dies bedeuten, den Muttertag mit dem 4. Gebot in Beziehung zu setzen und darüber nachzudenken, wie sie mit ihren Eltern umgehen. Nur mit diesem Gebot verbindet die Bibel eine verheißende Zusage. Ehren von Vater und Mutter ist also nicht von ungefähr, und nicht nur an diesem Sonntag.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung