6894807-1980_07_06.jpg
Digital In Arbeit

Einen neuen Weg gefunden?

Werbung
Werbung
Werbung

Die ägyptisch-israelischen Verhandlungen zur Einführung der Autonomie in den von Israel besetzten Gebieten waren vor der letzten (achten) Verhandlungsrunde, die dieser Tage in Herzlia bei Tel Aviv zu Ende ging, in eine Sackgasse geraten. Ägypten hatte das israelische Autonomiemodell kategorisch abgelehnt, Israel das ägyptische. Beide Parteien hatten keine weiteren Argumentationen vorzubringen.

Bei der achten Verhandlungsrunde gelang es dem persönlichen Carter-Abgesandten Sol Linovitz, das festgefahrene Verhandlungsschiff wieder in Fahrt zu bringen. Im ,Acca-dia"-Hotel in Herzlia wurden zwar keine wesentlichen Meinungsverschiedenheiten ausgeräumt, doch ein neuer Weg gefunden, wie man weiter verhandeln kann.

So wurde beschlossen, das Verhandlungstempo zu beschleunigen, um die Gespräche, wenn nicht im Mai dieses Jahres - wie im Camp-David-Abkommenvorgesehen-.wenigstens so bald wie möglich zu einem Abschluß zu bringen. Die wichtigsten Themen sollen auch nicht mehr durch große Verhandlungsdelegationen beider Parteien, sondern durch persönliche Gespräche der Delegationschefs behandelt werden.

Den Anfang dazu machten Sol Linovitz, Israels Innenminister Dr. Burg und Ägyptens Ministerpräsident Dr. Mustafa Chalil, bereits im , Accadia"-Hotel. Währenddessen saßen die anderen Mitglieder der diversen Delegationen drei Tage lang fast tatenlos im Hotel herum. Die drei beschlossen, ihre nächste gemeinsame Sitzung, die noch in diesem Monat stattfinden soll, ausschließlich den Kompetenzen der Autonomie zu widmen.

Allerdings müßten Dr. Chalil und Dr. Burg größere Verhandlungsfrei-heit von ihren Regierungen erhalten, um der Gesprächstaktik von Sol Linovitz folgen zu können.

Ferner sollen fast keine gemeinsamen Delegationsgespräche abgehalten werden, doch sollen sich Ausschüsse, bestehend aus einem oder zwei Israelis und einem oder zwei ägyptischen Ministern, mit den jeweiligen Themen beschäftigen.

Die ersten Themen behandeln die Frage, wer das Besitzrecht über Böden in öffentlichem Besitz und die Wasserquellen hat, die Autonomiebehörden oder die israelischen, und die daraus hervorgehenden Probleme.

Im Grunde wurden bisher nur technische Fragen erörtert und eine neue Gesprächstaktik festgelegt, doch die tiefen Meinungsverschiedenheiten zwischen Israel und Ägypten über Charakter und Ausmaß des zukünftigen Autonomiegebietes sind geblieben. Die ägyptischen Vorschläge weichen zwar von dem Camp-David-Abkommen ab, doch Israels Verpflichtung, volle Autonomie einzuführen und die Palästinafrage in all ihren Aspekten zu lösen, läßt sich auch verschiedentlich interpretieren.

Die Palästinenser selbst, um die sich alles dreht, haben sich jedoch bisher geweigert, an dieser Form von Verhandlungen teilzunehmen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung