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Ringen um den Süden Afrikas

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Die Hälfte des Erdölbedarfs des Westens, ein Drittel des US-Importöls werden rund ums Kap der Guten Hoffnung transportiert, über die Hälfte des Handels zwischen Westeuropa und Asien, Ostafrika, Ozeanien wird hier abgewickelt: auf 24.000 Schiffen pro Jahr.

Südafrika ist reich an Talenten, Bodenschätzen — und Ungerechtigkeiten. Es hütet wohl oder übel gigantische strategische Interessen des Westens — und zieht mit seinem Apartheid-System, das diesen Interessen dienen soll, die Gegner nur um so stärker an.

„Das Ringen um den Süden Afrikas tritt nun in eine entscheidende, vielleicht in seine letzte Phase." Diese Diagnose untermauert Hugo Portisch mit einer Fülle historischer, politischer, wirtschaftlicher, psychologischer Fakten, Daten und Aspekte, die sein Kap-Buch (siehe Auszug auf dieser Seite) spannend wie einen gescheiten Krimi und informativ wie ein Lehrbuch machen.

Vorzüge seiner Darstellung: klare Prinzipien, mit wirklichkeitsnahem Realismus gepaart, keine Peinlichkeit aussparend (Mulder-Skandal zum Beispiel), immer um Einsichtigmachen der Standpunkte beider Seiten bemüht. Die Einbeziehung Namibias, Simbabwes und der schwarzafrikanischen Anrainerstaaten vermittelt ein zusammenhängendes, nuancenreiches Bild.

Weniger um Nuancen als um Schwarzweißmalerei im buchstäblichen Sinn geht es in dem Band „Die Apartheid-Connecti-on", dessen Herausgeber Walter Sauer und Theresia Zeschin die wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und sportlichen Beziehungen Österreichs zu Südafrika aufs Korn nehmen.

Die ethisch unverzichtbare Forderung nach Beendigung menschlicher Entwürdigung darf als au-

ßer Streit gestellt gelten. Kaum aber dürfte man dieses Ziel durch eine totale Boykottpolitik erreichen.

Daß eine solche „in einzelnen Fällen" mehr die schwarze Bevölkerung als die weiße Regierung treffen, die positiven Wirkungen aber „weit überwiegen" würde, ist wohl ebenso eine Illusion wie die Behauptung, Österreich entferne sich durch seine Südafrika-Politik „immer stärker von der. internationalen Gemeinschaft". Diese treibt im Gegenteil von Handel bis Sport alles, was die UNO verboten hat.

Der jüngste Abschluß zwischen Angola und Mozambique mit Südafrika beweist, daß selbst schwarzafrikanische Staaten auf den Dialog und nicht auf den Boykott setzen. Zum ethisch motivierten Dialog könnte und müßte in der Tat auch Österreich Wesentliches beitragen.

KAP DER LETZTEN HOFFNUNG. Von Hugo Portisch. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1984. 398 Seiten, Ln., öS 298.-.

DIE APARTHEID-CONNECTION. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1984.249 Seiten, Pbck., öS 148,-.

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