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Kap der verlorenen Hoffnung

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Dieses Buch ist mehr ein Sandkastenspiel als ein gewichtiger Beitrag zur Situation in Südafrika nach der Abschaffung der Apartheid.

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Dieses Buch ist mehr ein Sandkastenspiel als ein gewichtiger Beitrag zur Situation in Südafrika nach der Abschaffung der Apartheid.

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Anhand einer Reihe von Essays, die von verschiedenen Autoren verfaßt worden sind, wollen die Herausgeber Michael Baiculescu und Joachim Becker ein Panorama der unterschiedlichen Bewertungen der Vorgänge im südlichen Afrika vorlegen. Allein, der gute Wille schafft es nicht. Zu ähnlich sind sich die weltanschaulichen Standpunkte der Verfasser. So wird beispielsweise ausführlich die Rolle der USA und Westeuropas für die politische Entwicklung in der Republik Südafrika, Namibia, Angola et cetera gezeigt und diese Rolle war, um es eindeutig zu sagen, höchst problematisch.

Über den Einfluß der Sowjetuni- ion allerdings erfährt man erstaunlich wenig. Kein Wort über die Kooperation der UdSSR mit der Republik Südafrika, wenn es um die weltweite Vermarktung der Diamanten k ging, kein Wort über die Jagdausflü- ge so mancher afrikanischer Politiker aus dem südlichen Afrika nicht nur in die ehemalige DDR, kein Wort über die merkwürdigen Allianzen wie beispielsweise die Tatsache, daß kubanische Soldaten US-amerikanisches Eigentum vor Übergriffen von US-Regierung unterstützten Rebellen geschützt haben. Kaum etwas ist über die ethnischen Differenzen zwischen den einzelnen Völkern und deren Wurzeln in den ökonomischen Verhältnissen erfahrbar.

Über weite Strecken liest sich das Buch, als hätte Glasnost nicht stattgefunden. Und wer jemals die universitären Studien über die wirtschaftlichen Probleme im südlichen Afrika nur angelesen hat, weiß, daß selbst in den Zeiten der Apartheid kritischere und wesentlichere Meinungen vertreten worden sind. In manchen Kapiteln läßt sich ein Hauch von Nostalgie erahnen, von einer Nostalgie, die vom revolutionärem Wind geträumt hat.

Joachim Becker, Assistent am Institut für Volkswirtschaftstheorie und -politik der Wirtschaftsuniversität Wien läßt unschwer erkennen, daß er sich für Südafrika einen ganz anderen Staat vorgestellt hat. Er schreibt: „Südafrikanische Konzerne, internationale Finanzinstitutionen und die wichtigsten westlichen Länder werden Druck auf die neue Regierung ausüben, eine neoliberale Wirtschaftspolitik zu betreiben.“ Selbst wenn man bedauert, daß seit der Auflösung des Sozialismus keine gangbaren Alternativen erkennbar sind, verschleiern solche Sätze mehr die Verhältnisse als sie diese erhellen.

KAP DER KLEINEN HOFFNUNG Das südliche Afrika nach der Apartheid Hrsg, von Michael Baiculescu und Joachim Becker. Promedia Verlag Wien 1994. 224 Seiten, öS 240,-.

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