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Selbstporträt einer Galerie

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Als Friedrich Welz am 2. November des vorigen Jahres seinen 70. Geburtstag feierte, da war der Grund-ton der Glückwünsche seiner Freunde der: er möge sich sehr lange noch seine Tatkraft, seinen Elan, seine Streitbarkeit bewahren. Denn zum einen ist er einer der ganz wenigen Rufer in der Wüste der Gleichgültigkeit, die da heißt Pflege des Stadtbildes von Salzburg. So etwa macht er sich große Sorge wegen des immer weiter fortschreitenden Verfalls der Kirche des ehemaligen Ur-sulinenklosters, einer der vier Salzburger Sakralbauten des älteren Fischer von Erlach. Welz schrieb deswegen Briefe, die nicht beantwortet wurden, ließ Plakate drucken, die nichts nützten, bekam die Interesselosigkeit der sogenannten Gebildeten zu spüren. Verständlich, daß er dann in Zorn gerät, wenn die Stadt Salzburg den Namen des großen Barockarchitekten dafür geeignet rindet, einer häßlichen Straße im Betonslum der Mittelmäßigkeit „modernen“ Bauens die Bezeichnung zu geben. Zum anderen hat Welz durch Jahrzehnte in mehr als 400 Ausstellungen in seiner Galerie in der Salzburger Sigmund-Haffner-Gasse eines vor allem gepflegt und gezeigt: Qualität.

Wenn man hier „Zeichnungen und Druckgraphik des 20. Jahrhunderts“ zu sehen bekam, so waren dabei nicht nur Auswahl und Präsentation wichtig; die einzelnen Blätter selbst spiegelten den „Stil“ der Galerie. Da waren einmal die großen Österreicher unseres Jahrhunderts: Klimt mit seinen Akten voller morbider Delikatesse, Kokoschka mit seinen bravourösen „Expressionen“, Kwbtn mit seinen Visionen aus dem Innviertel des Aberglaubens und der Messerstechereien, Thöny mit seinen hingehauchten Wolkenkratzermeeren. Da waren die legitimen Nachfahren dieser Großen, die, die den Nachweis erbringen, daß „Expressionismus“ nicht an bestimmte Jahrzehnte gebunden ist: Hrdlicka, Froh-ner, Vallazza, Moldovan. Hausner, Fuchs und Lehmden vertraten ihre „Phantastische Malerei“ und Hundertwassers „Falsches Augenlid“ hat von neuem die Unmöglichkeit gezeigt, das Werk dieses Malers in einen -Ismus zu zwängen. Doch auch die großen Alten waren versammelt: Chagall, Picasso; ein hinreißendes Blatt des ewig jungen Miro, erst im vorigen Jahr entstanden. So wurde man versucht, diese Ausstellung eine ungewollt programmatische zu nennen. Denn, zusammen gesehen, haben alle diese Blätter auch eines deutlich gemacht: ein unverwechselbares geistiges Antlitz, das des „arci-gadlerista“ Friedrich Welz.

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