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Bildbände

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Faszination in Stein

Selbst auf einem Buchmarkt, der uns mit Höchstleistungen der Farbphotographie und hochwertigsten Farbdrucks bis über die Ohren eindeckt, fällt das Buch „Faszination in Stein - die schönsten Fossüien in Farbe“ von Jean-Claude Fischer und Yvette Gayrard-Valy (mit Photographien von Denis Serrette und Rachid Kandroun) auf, sobald man es aufschlägt. Springt einen sozusagen an mit der Schönheit seiner Bilder, daß man den Atem anhält. Was vor Jahren Gerster mit seinen Luftaufnahmen („Der Mensch auf seiner Erde“) gelungen ist, schaffen diese beiden Photographen mit ihren Aufnahmen freigelegter Versteinerungen, geschliffener Marmorplatten, durchleuchteter Bernsteinstücke mit allerlei Einschlüssen: Da wird ein Bereich der Wirklichkeit nicht einfach neu gesehen, sondern vor allem radikal neu ästhetisiert, schlägt die exakte photographische Aufnahme mehr oder weniger wohlbekannter Objekte, aber sehr wohl gesehen durch ein künstlerisches Temperament, so manche Kunstübung aus dem Feld. Selbstverständlich enthält dieser Band fachkundige und überaus lesenswerte wissenschaftliche Aufsätze über Fossilien und die Vorgänge der Fossilierung. Das Aufregende aber sind die Bilder kompletter urzeitlicher Fische und Vögel und in der Nahaufnahme hervorgehobener Detaüs, rundplastischer, durchgeschnittener, geschliffener Objekte. Und dazu der Gedanke: Das alles hat gelebt! Das ist keines der Bücher, die man durchblättert, in den Bücherschrank stellt und vergißt. Das ist eines, das man immer wieder hervorholen wird. (Herder-Verlag, Freiburg 1977, 200 Seiten, 150 Farbphotos, öS 754,60) »

Die Rheinlandschaften von August Sander

Er hat von 1876 bis 1964 gelebt und sein Name ist einer der ganz großen in der Geschichte der Photographie. Er ist vor allem als einer der niemals übertroffenen Meister des Proträts bekannt (seine von Döblin eingeleitete Sammlung „Antlitz der Zeit“ ist im selben Verlag wieder zu haben), im vorliegenden Band: August Sander- „Rheinlandschaften - Photographien 1929-1946“ tritt uns aber ein ganz anderer, weniger bekannter Sander entgegen. Er war auch auf diesem Gebiet Meister, setzte einen Höhepunkt der Landschaftsphotographie: statische,

ausgewogene, harmonische Blätter, sozusagen die „Landschaft an sich“, mit wenig und stets ruhigem Vordergrund, mit wenig Menschenwerk, und wenn, dann völlig in die Landschaft integriert, Teil von ihr. Genau das, was man heute nicht mehr macht, aber als Ahnung einer heilen Welt hebt. Sozusagen der andere Pol im Lebenswerk dieses Künstlers, der ja wie kein anderer die Spuren sozialer Verhältnisse, erlittener Deformationen, überwundener Niederlagen, im menschlichen Gesicht aufzufinden wußte. Das Antlitz des Menschen wurde bei ihm zur Kulturlandschaft - die Landschaft selbst war nur sie selbst. Im Begleittext würdigt Wolfgang Kemp Sanders Werk und versucht eine sehr persönliche Ästhetik der Photographie. (Verlag Schirmer/Mosel, München 1975, 58 Seiten Text, 40 Landschaftsphotographien auf Kunstdruckpapier, öS 446,60)

Nicht nur Bilder

Wer ihnen in der Schule entkommen ist, den erwischen sie später - die alten Griechen. Aber irgendwann im Lauf seines Lebens entdeckt jeder intelligente und nicht prinzipiell geschichtsfeindliche Mensch die Allgegenwart der griechischen Mythologie in dem, was sein eigener Anteil am kollektiven Bewußtsein (und Unbewußten) Europas ist. Eine Entdeckung, die bei manchem Menschen wie ein Fieber ausbricht. Solchem Menschen, besser: dem Menschen in solcher Verfassung, ans Herz gelegt: „Die griechischen Sagen - in Bildern erzählt“ von Erich Lessing. Und nicht nur wegen der exzellenten Büder des zur wohlverdienten internationalen Anerkennung gelangten Wiener Photographen, dessen Büder Steine und Vasen zum Sprechen bringen, den Bück auf Details lenken, die dem Besucher der Tempel und Museen entgehen, den Zauber der griechischen Landschaft einfangen (de ren Zauber freilich dann und wann eben darin besteht, daß man weiß, es ist eine griechische). Von besonderer Bedeutung erscheint uns der Aufsatz „Recht und Sexualität im griechischen Mythos“ von Ernest Bornemann, der zu interessanten und zum Teil aufregenden Schlußfolgerungen nicht nur über die Herkunft der griechischen Weiberfeindschaft gelangt. (C. Bertelsmann, München 1977, 294 Seiten, davon 160 Seiten Kunstdrucktafeln, mit Beiträgen von Egidius Schmalzriedt, Wolfgang Oberleitner und Emest Bornemann, öS 754,60)

Vom Erlebnis im Leben

Vor eineinhalb Jahren war das gesamte druckgraphische Werk Oskar Kokoschkas im Wiener Künstlerhaus zu sehen - es war nicht nur ein außerordentliches Ausstellungsereignis, der damals erschienene Ausstellungskatalog war ein opulent bebildertes Standardwerk. Nun ist der als Ausstellungskatalog natürlich längst vergriffene Band, den die Galerie Welz herausgebracht hatte, beim selben Verlag als Kunstbuch zu haben, auf einem möglicherweise etwas besseren Papier, allerdings ohne das seinerzeitige Vorwort und das „Verzeichnis der druckgraphischen Werke“, das dem 1975 bei Welz erschienenen Verzeichnis von Wingler/Welz entommen worden war. Das Werk „Oskar Kokoschka - vom Erlebnis im Leben“ von Otto Breichaist eine Sammlung von Aufsätzen, Notizen, Fragmenten von Kokoschka, über Kokoschka, fast so etwas wie ein Kokoschka-Lesebuch. Und es enthält Sätze wie diesen von Loos: „Als mein haus am Michaeler- platz entstand, wurde meine begeiste- rung für K. als beweis meiner min- derwertigkeit angesehen.“ Oder diesen von Karl Kraus: „Kokoschka hat ein Porträt von mir gemacht. Schon möglich, daß mich die nicht erkennen werden, die mich kennen. Aber sicher werden mich die erkennen, die mich nicht kennen.“ (Verlag Galerie Welz, Salzburg 1976, 216 Seiten, 147 Abbü- dungen, öS 295,-)

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