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,Urangst in den Knochen'

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Die gegen Österreich gerichteten Kommentare folgen den gleichen, eng gefaßten Richtlinien. Diese ersetzen, so. erklärte ein Belgrader Leitartikler dieser Tage, die Kenntnis des Wortlauts der angegriffenen österreichischen Gesetze. Der schneidende, hochfahrende Tonfall dieser Kommentare wirkt auf Belgrader Beobachter beunruhigend. Gründe für diese, dauernde Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Nachbarstaates und die weiteren jugoslawischen Pläne bleiben vorläufig weiterhin im Dunkeln. ... Einen Schlüssel für den verschärften Druck auf Österreich wollen manche Belgrader Beobachter jetzt mehr denn je in innerjugoslawischen Verhältnissen sehen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die Angst der Jugoslawen vor einer Minderheitenfeststellumg hat verschiedene Gründe. Einmal wird darauf hingewiesen, daß in Bulgarien nach Kriegsende noch 180.000 Mazedonier gezählt wurden, in der letzten Erhebung von 1976 ließen sich keine mehr finden. Dann ist kaum zu leugnen, daß die Jugoslawen lange Zeit die Zahl der Kärntner Slowenen mit über 100.000 reichlich überhöht bezifferten. Schließlich aber

wird im Beschluß, eine Minderheitenzählung durchzuführen, nicht ganz zu Unrecht ein Nachgeben der Parlamentsparteien gegenüber den deutschnationalen Kräften gesehen. Druck von dieser Seite könnte sich auch in Zukunft wieder bemerkbar machen. Von Belgrad aus gesehen, strebt man in Österreich eine allmähliche Assimiliierung der Minderheiten an, und dieser will man sich widersetzen.

Neue Zürcher Zeitung

Vielen Kärntnern sitzt die „Urangst“ in den Knochen. ... Die Slowenen wiederum haben auch ihre „Urangst“, schließlich wurde ein großer Teil von ihnen unter Hitler zwangsausgesdedelt. In Wirklichkeit sprechen viele mehr Slowenisch, als sie bisher bei offiziellen Volkszählungen zuzugeben bereit waren, einfach weil sie einen gewissen Druck fürchteten. Ein großer Teil der Bevölkerung Südkärntens ist überhaupt nicht dem slawischen oder deutschen Volkstum zuzurechnen, sondern sogenanntes schwebendes Volkstum; man gebraucht beide Sprachen und fühlt sich irgendwie vergewaltigt, wenn man vor die Bekenntnisfrage eines „entweder — oder“ gestellt wird. Das macht die Dinge so kompliziert.

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