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Was ist Universitas?

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Die Versuchung einfach zu sagen, die neue Universität in Niederösterreich soll anders, nämlich flexibel, überschaubar und zukunftsorientiert sein, ist groß.

.Anders“ heißt nicht unbedingt alternativ und bunt, aber doch orientiert an dem, was ein Wissenschafts- und Lehrbetrieb sein

könnte und damit Abwendung von dem, was er derzeit bietet: Spezialistentum, Praxisferne, überlastete Professoren und Studenten, insgesamt also ein mehr oder weniger deutliches Unbehagen an einem Universitätsbetrieb, der Forschung nahezu unmöglich macht, Verwaltung und Lehrbürokratie überwuchern läßt und auch die Rolle der Universitäten als kulturelle Brennpunkte untergräbt.

Darum läge in einer neuen Universität in Niederösterreich eine nahezu einmalige Chance, nämlich: jene Ganzheit und Einheit des Wissens anzustreben, die der Idee einer Universitas entspricht. Unkonventionelle Flexibilität im Studium, Erschließung neuer Wissens- und Studienfelder, Praxisbezogenheit und integratives, vernetztes, und damit echt interdisziplinäres Studieren und Forschen wären an erste Stelle zu setzen. Die damit verbundene Änderung der Struktur- und Organisationsform wäre weiters für eine Post-graduate-Ausbildung zu nützen, die von den Naturwissenschaften bis zum Management, von der Medizin bis zur Ökologie in Österreich derzeit so gut wie gar nicht angeboten wird.

Eine neue Universität in Niederösterreich hätte die Chance, wieder jenes Klima, jene Bedingungen herzustellen, die Spitzenleistungen in Wissenschaft und Forschung ermöglichen.

Und schließlich hätte eine derartige Universität eine wichtige kulturpolitische Aufgabe in der Donauregion zu erfüllen: Eine verstärkte Zuwendung zu jenen kulturellen, ökonomischen und ökologischen Fragestellungen, die Vergangenheit und Zukunft dieses Raumes betreffen. Ohne Abkoppelung vom Bewährten müßte diese Universität den gewandelten Bedingungen der Zukunft der Wissenschaft und der Lebenspraxis entsprechen können.

Der Autor ist Professor für Philosophie an der Universität Wien.

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