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Auch die Musik wurde geächtet

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Im Rahmen der „Kontraste-Tage”, die alljährlich vom Brucknerhaus Linz veranstaltet werden, nahm man sich heuer der wechselvollen Geschichte entarteter, unangepaßter und ungeliebter Musik an.

Den historischen Wurzeln für die Ausgrenzung dieser Musik gingen Studierende des Bruckner-Konservatoriums Linz nach. Sie gestalteten eine Ausstellung mit dem Titel „Entartete Musik - Artige Musik”. Schon in den zwanziger und dreißiger Jahren wurde jene Musik, die nicht dem sogenannten „gesunden Volksempfinden” entsprach, aus den Konzertsälen verbannt, die Komponisten und Interpreten vertrieben, verleumdet und umgebracht. Allem, was der Nazi-Ideologie nicht dienlich war oder diese sogar in Frage stellte, wurde die Berechtigung abgesprochen „Kunst” zu sein.

Wiederum andere Komponisten, wie etwa Anton Bruckner, wurden zur Förderung der deutschen Ideale in Dienst genommen. Das zeigt eindrücklich die Archiv-Aufnahme einer Rede aus dem Jahr 1937 anläßlich der Aufstellung einer Büste von Bruckner in der Walhalla bei Regensburg. Da sagte Joseph Goebbels, Präsident der Reichskulturkammer wörtlich: „... und um ihn (Anm. d.

Verf.: Bruckner) zu begreifen, muß die Blut und Rasse bedingten Grundkräfte seines Menschentums zurückgehen, die typischen Merkmale des bäuerlichen Menschen: seine fast mystisch wirkende Naturverbundenheit, seine harte und vollkommen phrasenlose Liebe zum heimatlichen Boden und zum großen deutschen Vaterlande.” Mit Tondokumenten, Bildtafeln, die exemplarisch das tragische Schicksal „entarteter” Komponisten wie Egon Wel-lesz, Erich Wolfgang Korngold und Ernst Krenek darstellten sowie Zeitungskritiken über Avantgarde-Konzerte aus jener Zeit wird die Möglichkeit geboten, sich einen Zugang zum Thema zu schaffen.

Ein Teil der Ausstellung war auch dem Linzer Komponisten Alfred Pe-schek gewidmet. Peschek, das „en-fant terrible” der Linzer Musikszene in den späten sechziger Jahren, sprach bei einem „Round Table” während der Kontraste-Tage über den Zusammenhang von Leben und Kunst.

In dieser Zeit zu leben bedeute, sich auch mit dem auseinanderzusetzen, was diese Zeit hervorbringt. Daß dies - wie die Werke der Neuen Musik beweisen - nicht immer angenehm, beruhigend und wohltuend sein kann, sei eine jener Schwierigkeiten, mit denen die Musik unserer Zeit zu kämpfen hat.

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