6726707-1965_34_13.jpg
Digital In Arbeit

Die heitere Würde

Werbung
Werbung
Werbung

Von erhabener Höhe und doch mit mütterlicher Geste grüßt Maria Theresia von ihrem Denkmal an der Wiener Bellaria hinüber zum gewaltigen Torso der Burg; es beherrscht den von den beiden Museen flankierten Platz, den auch der ewig pulsierende Weltstadtverkehr der Ringstraße nicht zu übersehen vermag. Wer aber kennt das Denkmal ihres Gemahls, das versteckt zwischen den Bäumen des Burggartens keinen sehr günstigen Standort gefunden hat? Das ist wie ein Sinnbild: Franz Stephan von Lothringen, Großher-zag von Toskana, dann für zwei Jahrzehnte einer der letzten römisch^deutschen Kaiser, ist immer etwas im Schatten seiner Gemahlin geblieben. Einer Frau, die ihm in innigster Liebe verbunden war und seinen verhältnismäßig frühen Tod niemals verwunden hat. In seinem Herrscheramt aber wurden dem „Mitregenten“ klare Grenzen gesetzt, die er mit viel Takt und Selbstverleugnung zu respektieren wußte, an denen sich der Sohn und Nachfolger bald wundstoßen sollte. Franz von Lothringen, ein in seiner Begrenztheit so sympathischer Mensch und Fürst, kein Feldherr, kein Staatsmann, kaum Politiker, aber dafür das Haupt des mächtig aufblühenden Hauses Habsburg-Lothringen, dessen Mitglieder noch heute über die ganze Welt verstreut sind. Oft verkleinert und verzeichnet, verdient Kaiser Franz I. Stephan zu seinem 200. Todestag schon ein Wort des Gedenkens.

Zu den Ahnen dieses letzten Herzogs von Lothringen gehören die Habsburger ebenso wie die Stuarts und die Bourbonen. Schon sein Großvater Karl, machtvoller Verteidiger Wiens wider die Türken im Jahre 1683, war mit einer Habsburgerin vermählt gewesen, und sein in Innsbruck geborener Vater Leopold mit einer Tochter Elisabeth Charlot-tes von Orleans, der bekannten'Lie-• selotte von der Pfalz. Als der am 8. Dezember 1708 in Luneville geborene Franz Stephan aufwuchs, war das Los seines Landes im Schatten

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung