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Ohne Atheismus

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1. Seine Wirtschaftstheorie: Eine Anzahl wirtschaftstheoretischer Aus gemessen. Sattheit, Erfüllung des Traumes, eine Gesellschaft der Satten konstituieren zu können, muß daher (theoretisch) für den Marxismus eine tödliche Gefahr bedeuten, weil er, als Konsumhoffnung begründet, stets mit Konsumargumenten (im weitesten Sinn) gearbeitet hat. Uber die Dinge jenseits des Materiellen, über Verhaltensweisen, die vom Sittengesetz klassifiziert werden, vermag der klassische Marxismus keine Aussagen zu machen. Wenn er dies tut, sind diese Aussagen meines Erachtens systemfremd. Wo der Marxismus sich als Weltanschauung deklarierte, war er nur Gegenanschauung, etwa ein skeptischer Atheismus. Stets aber führte er in seinen Argumenten auf die einmalige Versorgungssituation der hochkapitalistischen Ausbeutung zurück, wenn er es auch peinlich vermied, in einen Vulgärmaterialismus der (neureichen) Konsumdebilen abzusinken.

3. Durch die Absolutsetzung von historischen Teilwirklichkeiten (zum Beispiel Krisenlehre, Bestimmung sagen Marx’ haben ihre Gültigkeit bis heute behalten, so die Akkumu- lations- und die Konzentrationstheorie. Andere Thesen waren für die damalige historische Situation zu weise akzeptieren müssen oder nicht, was zu einem großen Teil auch eine reine Machtfrage, zum Teil eine Erkenntnisfrage ist. Daher müßte man auch über diese beiden Faktoren eine Prognose erstellen...

Viel einfacher ist die Frage nach dem Marxismus als wissenschaftlicher Gesellschaftsbetrachtung zu beantworten. In der echten Wissenschaft von heute hat er keinen Platz mehr. Aufgebaut auf mehr als 150 Jahre alten „Erkenntnissen“ — ein gerader Weg führt von Malthus zu Smith, zu Ricardo und Marx —, muß er heute so überholt sein wie ein Feuersteingewehr von einem Maschinengewehr. Die echte wissenschaftliche Erkenntnis ist schon heute über ihn hinweggegangen und dies wird in der Zukunft noch stärker der Fall sein. Vergebens bemühen sich Interpreten und Interpolanten noch etwas hineinzulegen, um die ärgsten Sinnlosigkeiten bei Marx zu verkleistern. Was soll ein moderner Nationalökonom mit einem Autor anfangen, der auf dem Boden einer objektiven Werttheorie steht und der etwa den Problemen der Geldtheorie oder Kredittheorie vollkommen hilflos und verständnislos gegenübersteht? Einem Autor, der immer wieder nach dem Morgen- sternschen Satz vorgeht: Und er denket kummervoll, daß nicht ist, was nicht sein soll! Das ändert aber nichts daran, daß Marx und der Marxismus eine großartige ökono-

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