Die Öffentlichkeit und die Finanzmärkte erwarten vom Gipfel am 28./29. Juni Signale, ob Europa mittelfristig reformfähig ist.
Kurzfristige Maßnahmen:
• Expansive Schritte der EZB wie z. B. Senkung des Zinssatzes von 1% auf 0,5% oder Ankauf von Staatsanleihen von Ländern mit zu hohem Zinssatz.
• Vergrößerung des "Schutzschirmes“ durch Erwerb einer Banklizenz und damit Refinanzierungsmöglichkeit bei der EZB.
• Ankauf von Staatsanleihen oder Bankenfinanzierung durch den EFSF selbst.
• Wachstumsspritze von 120 Mrd. Euro durch schnellere Vergabe von Mitteln der Regional- und Strukturfonds plus Aufstockung der EIB.
Längerfristige Maßnahmen:
• Eine Bankenunion mit dem Ziel, Länder- und Bankenrisken zu trennen. Große Banken kommen unter europäische Aufsicht, die Risken der Kunden werden durch eine europaweite Einlagensicherung abgedeckt.
• Die Vertiefung der Fiskalunion. Dies bedeutet weitere Schritte zur Begrenzung der Schuldenaufnahme von Ländern bis zur ihrer Genehmigungspflicht durch einen "europäischen Finanzminister“.
• Die Vergemeinschaftung der Schulden. Dies kann erfolgen durch Eurobonds oder auf Projekte beschränkt werden (Projektbonds). Möglich sind auch "Eurobonds light“ nur für neue Schulden. Alternativ könnte ein Schuldentilgungsfonds errichtet werden, in den alle Schulden über 60% der Wirtschaftsleistung eingelegt werden.
Alles müsste begleitet werden durch eine Finanztransaktionssteuer. Hier wird ein kleiner Steuersatz erhoben, der vor allem Käufer trifft, die ihr Portefeuille oft umschichten.
Europa wird daran gemessen werden, ob es diese Reformschritte Ende Juni glaubwürdig auf Schiene setzt. Das europäische Modell ist ein Erfolgsmodell - lassen wir uns das nicht durch nationale Eigeninteressen zerstören!
* Der Autor ist Leiter des WIFO
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